Shadow Files 21 – Die Erkenntnis

Der Wichtel mit der Leine folgt seinem Spürhund direkt auf Ronan zu, während der andere etwas zurück bleibt. Kurz bevor was auch immer ihn erreicht, steht Ronan auf und ruft auf Gälisch: “Halt, stopp, wer seid ihr?” Sichtlich überrascht hält der Wichtel inne. Das Wesen am anderen Ende der Leine huscht zu ihm zurück. Es ist ein Igel, ungewöhnlich groß, doch eigentlich ganz putzig.

Max nutzt die Ablenkung und schleicht sich im Dickicht an den hinteren Wichtel an. Im nächsten Moment schnellt Goran aus seinem Versteck hervor, rennt den Igelführer über den Haufen und schlägt ihn bewusstlos. Max streift seine Jacke ab, stülpt sie dem zweiten Wichtel über und drückt ihm die Luft ab, bis er zusammensackt. Irritiert lassen Goran und Max erschrocken von den Wichteln ab, denn sie strahlen eine unangenehme und unnatürliche Kälte aus.

Ronan schnappt sich die Leine des Igels, der gerade wegrennen will, woraufhin der faucht und versucht, ihn zu beißen. Hektisch wirft Ronan die Leine über einen dicken Ast und zieht den wütenden Angreifer in die Luft. Goran greift sich einen Pilz vom Boden und hält ihn dem Igel hin, woraufhin der sich beruhigt. Erleichtert lässt Ronan das Tier wieder auf den Boden und bindet ihn an einen Baum. Doch ehe er sich umdreht, hat sich das freche Ding von seinem Halfter aus Hanfschnüren losgebissen, saust zum überraschten Max und schmiegt sich an dessen Bein und weicht ihm nicht mehr von der Seite [Compel: Findet überall Freunde].

Verwundert verstecken die Reisenden die beiden überwältigten Wächter in einem Gebüsch und machen sich mit ihrem neuen Begleiter auf in Richtung des Dachs, das sie zuvor entdeckt hatten. Sie gelangen von oben an ein kleines Dorf am Hang, das aus Häuschen unterschiedlichster Bauart besteht. Aus ihrem Versteck können sie ein fast idyllisches Dorfleben beobachten mit Wichteln, die ihrem Tagwerk nachgehen und Wichtelkindern, die spielen. Wenn die Wesen nicht so düster aussehen würden und die Kinder nicht einen (lebenden?) Dachs mit abgehackten Beinen als Ball verwenden würden und der Wald am Rand des Dorfes nicht so krank und im Tal unter dem Dorf völlig verdorben und abgestorben aussehen würde …

Das größte und meistegeschmückte Haus steht am unteren Ende des Dorfes und vor seinem Eingang zum Dorfplatz steht ein Wichtelwächter mit einem Speer mit einer Steinspitze. Ronan blickt mit seinem Dritten Auge in das Dorf und erblickt einen bösen Schleier, der über den Häusern liegt und die Wichtel erkennt er als Nachtalben, die er aus Geschichten von der Erde kennt. In dem großen Gebäude strahlt etwas anderes ein warmes und lebendiges Licht aus, das muss das gesuchte Auge des Waldes sein.

Vorsichtig schleicht sich die Gruppe im Schutz des Waldes um das Dorf und an die Rückseite der großen Hütte. Sie ist rund, etwa sieben Meter im Durchmesser und von einem Steg umgeben. Auf der Talseite steht es für den Ausgleich des Gefälles auf Stelzen. Leise ziehen sich die drei auf den Steg und spickeln durch Schlitze in der grob gezimmerten Wand in das Innere des Gebäudes. Im Zentrum ist die Rückseite eines großen Thrones aus Tierknochen zu erkennen, auf dem sich ein Wichtel mit einer riesigen Krone aus Knochen und Zähnen fläzt. Um den Thron sind allerlei Schätze des Waldes aufgeschüttet, wie Eicheln und Zapfen, aber es finden sich auch ganz irdische Gegenstände wie Handys und Armbanduhren.

Doch etwas anderes zieht die Blicke auf sich: an einem Stützbalken ist eine dicke Eisenkette befestigt, deren anderes Ende um das Bein einer riesigen, aufrecht stehenden Schildkröte geschnallt ist. Und die hält in ihrer Pfote eine riesengroße, in rötlichem Licht schimmernde Axt. Vergeblich versucht sie dem schweren Eisen zu entgehen, denn dort, wo die Eisenschelle am Bein scheuert, wirkt die Haut wie verbrannt. Als Ronan in die Augen der gefangenen Kreatur blickt, erkennt er sie als Artverwandten: sie ist ein Wächter. In dem Moment versteht er, warum er die Natur und Mutter Erde schützen wollte. Er erinnert sich an die Lieder seiner Mutter, fasst sein Amulett an und verwandelt sich endlich in seine “wahre Form”. Als zotteliger Deerhound spurtet er um das Haus …

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