Kapitel 31: Neue Feinde, neue Waffen und ein fehlender Freund

Was ist passiert? Eben war ich noch im Kampf mit lebenden Toten, jetzt bin ich irgendwo anders. Als wäre ich “aus der Welt gefallen”. Ich scheine mitten in einem Wald zu stehen, alles schimmert blau – die Bäume, die Büsche, einfach alles. Der Himmel ist voll mit grünlich braunen Wolken. Blitze beleuchten die unwirkliche Umgebung – immer wieder scheint mein Anzug auszufallen. Dann gibt es einen lauten Knall. Wieder fällt der Anzug für einige Sekunden aus. Dann ist es “ruhig”.

Das blaue Schimmern ist verschwunden. Der tosende und zornige Himmel ist zu sehen. Stürmisch und dunkel. Regen peitscht auf mich hernieder. Böen zerren an meiner Panzerung. In der Ferne erhellt ein Blitz die Nacht, gefolgt von einem lauten grollenden Donner.

Erst jetzt nehme ich wirklich wahr, dass ich nicht alleine hier bin. Der Rest der Gruppe ist auch hier – aber wo ist Dodo? Plötzlich erscheint in einiger Entfernung eine Hand aus einem rötlich glimmenden Schlitz, versucht etwas zu greifen und verschwindet dann wieder. Das muss Dodo gewesen sein. Aber wo ist er jetzt?

Ethan sitzt bei der regungslosen Evelyn auf dem Boden und hält sie im Arm. Das sieht nicht gut aus. Und Bobs Kommentar, dass sie entweder schläft, ohnmächtig oder tot ist, beruhigt Ethan auch nicht gerade. Und ich dachte ich wäre unsensibel. Ich versuche Ethan zu beruhigen und beginne Evelyn mit seiner Hilfe den Anzug abzunehmen, um sie zu untersuchen. Sie ist extrem blass, ihr Herz schlägt unregelmäßig. Zum Glück erinnere ich mich an die richtigen Handgriffe und kann ihren Herzschlag und ihre Atmung normalisieren. Nach ein paar Minuten kommt sie wieder zu sich und haut mir erstmal eine runter. Sie mag es wohl wirklich überhaupt nicht, halb nackt gesehen zu werden. Immerhin geht es ihr wieder gut, was auch Ethan sehr erleichtert.

Auch er ist übrigens ziemlich schwer verletzt, aber hier ist wohl kein guter Ort, um länger zu bleiben. Daher suchen Bob, Flip und ich nach einem geschützteren Lagerplatz. Wir beobachten die Umgebung: eine gut 20 Meter breite Schneise zieht sich durch den Wald und führt zu einer größeren freien Fläche. Flip meint dass hier Rieseninsekten unterwegs gewesen sein könnten. In der Umgebung ist auch viel Wasser: Ein breiter Fluss und ein großes stehendes Gewässer. Auf jeden Fall ist es größer als der Schimmersee bei Sisone. Dort ist auch eine beeindruckende Siedlung zu sehen. Flip hält sie für einen Außenposten. In dieser Gegend waren wir noch nie. Aber sicher ist, dass wir wieder “daheim” sind, wenngleich weit von Sisone entfernt. Aber die Flora und Fauna kommt mir vertraut vor und auch die wenigen Sternenbilder, die man durch den stürmischen Himmel erkennen kann, beweisen, dass wir wieder “zurück” sind.

Plötzlich sprühen Funken aus Bobs Kopf [Patzer], es stimmt wohl etwas mit seinen “optischen Sensoren” nicht. Bei der Suche nach einem geeigneten Lagerplatz kann er auf jeden Fall mal nicht wirklich helfen. Mit meiner Erfahrung im Wald und Flips taktischem Wissen [Patzer] finden wir einen scheinbar geschützten Platz in einer Senke. Zwar stehen dort einige Bäume, die Schutz bieten, dennoch erscheint mir diese Entscheidung nicht klug zu sein. Aber Flip ist sehr überzeugt, also stimme ich zu. Bevor wir losgehen, markiert Flip noch die Stelle, an der wir Dodos Hand gesehen haben, mit Steinen. Er will auf jeden Fall später wieder hierher zurück.

Wir gehen los. Als wir am Rand der Senke ankommen, zeigt sich recht schnell, dass mein ungutes Gefühl wohl doch begründet war. Aus dem Schlamm ein Stück vor uns erhebt sich ein fast 3,50m großes bewaffnetes Monster mit bronzefarbener Haut und einem furchterregenden Maul. An seinem Körper sind Metallteile und Schläuche angebracht, ein Auge leuchtet rot, als wäre der Dämon zur Hälfte ein Maschine. Er ruft uns in einer unverständlichen Sprache etwas zu, kehlig, infernal und beängstigend. Ich suche sofort eine Deckung, aus der ich gut auf das Wesen schießen könnte. Bob fordert es auf, sich zu identifizieren. Die Antwort darauf ist ein Schuss in seine Richtung. Nur der Boden vor ihm schmilzt etwas und Bäume in seiner Nähe brennen. Dann sieht es so aus, als würde Bob von etwas am Rücken getroffen. Ein kleineres Metallteil wird plötzlich von seinem Bein gerissen. Aber es ist nicht zu sehen, wodurch dies verursacht wird.

Dann greift der Vierarmige den einzigen Gegner, den wir sehen können, mit seiner Kettensäge an. Verfehlt ihn aber und rutscht im Schlamm ein ganzes Stück an ihm vorbei [Karo]. Evelyn teilt uns mit, dass sie Spuren von noch mehr Gegnern sehen kann. Dann schießt sie auf den immer noch einzigen Feind, den wir sehen können. Der sackt leblos zusammen und bleibt liegen. Sie ruft triumphierend: “Das Gewehr gehört mir!” Dabei sieht es nicht so aus, als ob sie es wirklich benutzen könnte.

Flip brüllt ins Nichts. Er vermutet dort wohl einen Gegner und geht dann hinter dem toten Riesen in Deckung. Dann werden plötzlich zwei weitere Riesen sichtbar – einer mit einer Art Keule in der Hand direkt neben Bob, einer mit einem Gewehr in der Hand ein Stück weiter entfernt. Sie sehen fast so aus wie der erste – nur ohne die Metallteile und das leuchtende Auge. Beide greifen unseren Metallmann an, können aber keinen relevanten Schaden verursachen. Nur eine Panzerplatte ist ein wenig angeschmolzen. Ein weiterer Angriff scheint gegen Flip gerichtet gewesen zu sein. Aber der nun sichtbar werdende vierte Gegner hat mit seinem Schwert wohl nur seinen leblosen Verbündeten am Boden getroffen.

Ethan wirft einen Stein, um den gegnerischen Schützen zu verwirren. Der dreht sich zu dem Stein um und bekommt von Evelyn in den Rücken geschossen. Auch er fällt sofort um und steht nicht wieder auf. Die noch stehenden roten Riesen greifen wieder den Metallmann an. Einer wirft erst noch seinen toten Kameraden auf Bob, der ist davon aber wenig beeindruckt. Auch die beiden Treffer, einmal mit der Keule und einmal mit dem Schwert, hinterlassen keinen nennenswerten Effekt. Der Vierarmige rennt los und erst als er schon an dem nächsten Gegner vorbei ist, schlägt er mit der Kettensäge zu. Eine kluge Finte. Unmengen Blut spritzen – und wieder einer weniger, um den wir uns kümmern müssen. Irgendwie hat sich Flips Waffe dabei aber verhakt und fällt zu Boden [Karo]. Den letzten Gegner erledige dann ich mit einem gut gezielten Schuss. Leider fällt mir dabei ein E-Clip vom Gürtel [Karo], leider auch noch ein voll geladener.

Als Flip sich einen der Gegner näher anschaut, erinnern ihn die dicke Haut und das rot-schwarze, stinkende Blut an etwas aus seiner Vergangenheit: Er kämpfte zwar an einer anderenFront in der Zeit, als sich die Rifts öffneten, aber diese Riesenwesen kamen aus Dimensionstoren und waren extrem mächtige Gegner. Es wundert ihn sogar, dass wir diese vier so leicht besiegen konnten. Die Brodkils, wie sie genannt wurden, haben Lager und sogar Städte gebaut. Auch Allianzen sollen sie geschmiedet haben. Auf jeden Fall scheinen sie intelligent zu sein.

Nun komme ich endlich dazu, mich um im strömenden Regen um Ethans Wunden zu kümmern. Zwar ist dieser Ort nun offensichtlich doch kein geeigneter Lagerplatz, aber wir sind zumindest jetzt alleine. Währenddessen sammeln Bob und Evelyn die Waffen der Toten ein. Sie ist sehr interessiert an der Technik der Gewehre. Alles andere scheint ihr egal zu sein. Auch besteht sie darauf, dass zwei der Gewehre ihr gehören, da sie ja auch zwei dieser Brodkil getötet hat. Ein Gewehr bekommt Flip, eines nehme ich mir, als ich mit Ethans Behandlung fertig bin. Dann gibt die Kleine uns jeweils zwei für die Gewehre passende E-Clips; zwei weitere behält sie.

Ich mache mich auf die Suche nach einem Lagerplatz und überlege, wie wir mit dem wenigen Material, das wir dabei haben, und dem, was wir hier finden, einen brauchbaren Unterschlupf bauen können. Da entdeckt Evelyn den niedrigen und von Wurzeln verdeckten Eingang einer kleinen Höhe am Rand der Senke [Bennie]. Zum Glück ist sie so klein, sonst hätten wir diesen verborgenen Ort übersehen. Ich beginne sofort einen geschützten Schlafplatz für uns alle in der Höhle einzurichten. Flip und Bob beobachten weiter die Umgebung – vor allem die Siedlung. Evelyn und Ethan helfen mir.

Die Siedlung scheint nicht von Menschen gebaut zu sein. Einige der Gebäude haben seltsame “Übergänge” zwischen den oberen Stockwerken. Das Baumaterial wirkt irgendwie zusammengesucht. Viele Metallplatten und einiges an Holz wurden verbaut. Es sind keine Ruinen der Vorväter zu sehen. Alles wurde wohl erst nach der Großen Verheerung errichtet. Am Fluss entlang führt eine Straße zu dem Ort; anscheinend doch eine vollwertige “Stadt”, die da am Wasser liegt. Möglicherweise gibt es hier einen Hafen und Boote?
In der Stadt selbst ist niemand zu sehen. Keine Bewegung, kein Licht, aber auch keine Toten. Denn die Stadt wurde wohl von Rieseninsekten angegriffen. Vor dem Tor und entlang der Mauer liegen etliche tote Insektoiden, auch einige so große wie das, das den Wunderkern in Sisone beinahe zerstört hätte. Auf der Mauer sind schwere Verteidungsanlagen mit großen Waffen zu erkennen.

Flip soll Wache halten. Die anderen suchen sich einen Platz in der Höhle und schlafen auch schnell ein.

29.09., morgens

Als ich aufwache, stehen Bob und Flip vor der Höhle. Der Vierarmige wirkt irgendwie etwas zu erholt für jemanden, der gerade eine Nacht lang Wache gehalten hat, aber vielleicht ist das bei ihm auch normal so. Wir kennen ihn ja erst seit gestern. Es regnet noch immer, aber der Sturm und das Unwetter haben sich gelegt. Die Erinnerung an die Schützengräben, die Soldaten und die Mädchen werden blasser – wie ein Albtraum, den man langsam vergisst. Aber das Fehlen von Dodo erinnert uns deutlich daran, dass es doch real gewesen sein muss. Flip schaut sich jetzt im Hellen die Stadt noch einmal an. Etwas bewegt sich dort in den Straßen. Er kann aber nicht erkennen was. Im Fluss entdeckt er mehrere tote Felisäer, deren Leichen im Wasser an Bäumen und Steinen hängen geblieben sind.

Nach einer Weile kommt auch Ethan aus der Höhle und macht seinen alt bekannten Witz: “Ist wohl immer noch dunkel, oder?” Nochmal einige Minuten später kommt auch eine ziemlich verschlafene Evelyn nach draußen. Sie wird aber schnell wach, als Bob zusammen mit ihr einige Schäden reparieren will. Über zweieinhalb Stunden sind die beiden damit beschäftigt [Reparaturen an Bob: Optik repariert, Wunde beseitigt; Glitches an Evelyns Waffe und Funk beseitigt, Glitch an Ethans Anzug repariert].

Währenddessen gehe ich in den Wald und suche etwas Nahrung für uns. Ich finde genug, damit ich heute satt werde. Den anderen gebe ich von den aus Sisone mitgebrachten Vorräten. Für heute ist es auf jeden Fall genug – und auch für morgen wird es reichen. Auf jeden Fall müssen wir bald die Vorräte auffüllen.

Es ist 12:00 Uhr.

1 Kommentar

Antworten