Shadow Files 20 – Bleibt auf dem Pfad

Um dem Baumwesen und der anderen aggressiven Flora zu entkommen, flüchten die Drei querfeldein durch den urigen Wald, Max elegant wie ein Parcourmeister beim Aufwärmtraining, Goran und Ronan dagegen geradezu unbeholfen, denn zahlreiche umgefallene Bäume, verwachsene Sträucher und vermoostes Totholz machen das Gelände sehr schwer passierbar. Max übernimmt also die Vorhut und feuert seine Freunde an, er hat einen alten, zugewachsenen Pfad gefunden, der sich gerade so noch erkennen lässt.

Ronan wird soweit von dem Busch eingeholt, dass dieser ihn erneut mit seinen Dornen beschießt. In letzter Sekunde wirft er sich auf den Boden und landet hart in einer sumpfigen, klebrigen Pfütze [Minor Complication]. Das Baumwesen ist Goran auf den Fersen und läuft ihm schräg hinterher. Wobei es mehr ein sehr schnelles, stetiges Wachsen und Absterben seiner Wurzeln ist, die es durch das Gelände über alle Hindernisse hinweg trägt, als Laufen im herkömmlichen Sinne. Außerdem sind noch die Krähen unterwegs, die sich zwischen den drei Verfolgten aufgeteilt haben. Max findet sich vor einer rasch wachsenden Hecke wieder, die ihn vom Weiterkommen abhält und die sich hoch vor ihm und zu beiden Seiten ausbreitet. Die Flucht scheint zwecklos.

Mit einem Mal stößt Ronan einen Befehl auf Gälisch aus und alles wird still. Der Baum und der Busch rühren sich nicht mehr, die Dornenhecke bei Max erschlafft und die Krähen glotzen stumm von ihren Ästen runter. Ronan spricht mit dem Baumwesen, verspricht bei seinem Blut den Wald zu schützen, auf die zwei Menschen zu achten und die alten Regeln zu befolgen. Das Wesen warnt noch vor den “singenden Bäumen”, dann wird alles wieder natürlich, als wäre nichts gewesen. Das Baumwesen versinkt im Boden, die Vögel verteilen sich und die Hecke bildet sich zurück.

Max führt die Männer ein Stück auf dem Pfad weiter, doch Ronan und Goran stimmen für eine kurze Pause. Nicht weit vom Pfad findet Ronan einen Bach, in dem er sich den Schmodder abwäscht, den er bei dem Sturz auf den Boden abbekommen hat. Goran blinzelt Ronan an, es sah eigenartig aus, wie sich das Wasser um Ronan herum bewegt. Es fällt ihm auf, dass an seiner Hand Pilzsporen wachsen und er versucht vergeblich sie im Wasser des Baches abzuwaschen. Max hat eine düstere Ahnung und will seine Freunde zum Weitergehen bewegen. Im Wasser widersteht Ronan dem entsetzlichen, unnatürlich starken Drang sich komplett zu entspannen und im Bach treiben zu lassen, merkt wie sehr das Wasser geradezu an ihm klebt. “Wir dürfen den Pfad nicht verlassen”, ruft er den beiden anderen zu, nachdem ihm endlich eine alte Warnung einfällt, die seine Mutter früher immer in ihre Lieder eingewoben hatte, die sie ihm vorgesungen hat. Mit Mühe greift Max sich Ronans Sachen, die bereits teilweise mit dem Boden verwachsen sind und die drei hasten zurück zum Weg. Goran hat es schließlich auch geschafft, seine Hände von den Pilzen zu befreien.

Das Trio wandert weiter, diesmal darauf bedacht, den Pfad nicht zu verlassen. Ihnen fällt auf, dass es keine Spur von Tieren auf dem Pfad gibt und der Himmel wirkt irgendwie eigenartig. Hinter einem großen Fels gabelt sich der Weg, und zwei alte, halb verrottete Wegweiser zeigen die Richtungen an. Der linke Weg ist mit dem Totenschädel eines Dachses beschildert, der rechte ist mit einer kindlich anmutenden, ikonischen Schrift versehen. Ronan kann ihre ungefähre Bedeutung als Warnung eingrenzen.

“Sie sind nicht doof.” “Sie sind Weise.” Zwei eigenartige, vogelartige Wesen sprechen von einem Baum zu ihnen herab, stellen sich als Uschtu und Jesipu vor. Sie bieten an, den Abenteurern den Weg zu zeigen, der die geringere Wahrscheinlichkeit aufweist, in die ewige Verdammnis zu führen und bieten einen Handel an. Wilde Waldwichtel, metergroße, invasive Wesen, die sich immer weiter in der Gegend verbreiten, haben ihnen das Auge des Waldes gestohlen. Das wollen sie zurück und geben den Männern jeweils eine Feder von Jesipus Rückenfedern zum Schutz gegen den Wald. Denn der Weg zum Dorf der Wichtel führt an einer großen Trauerweide vorbei, ein ganzen Stück abseits des Pfades, den sie eigentlich nicht verlassen wollen bzw. dürfen.

Schließlich stimmen die Erdlinge dem Handel zu und schreiten in den Wald. Max spürt regelrecht, wie der Wald vor der Feder zurückweicht, die er vor sich gezückt herträgt. Nachdem sie die alte Weide auf einem Hügel passiert haben und noch eine unbestimmte Strecke durch das Unterholz gestapft sind, hören sie schließlich zwei quietschig-kehlige Stimmen und erkennen eine Patrouille der Wichtel. Die Wesen sehen finster aus, dunkle, kleine Gestalten mit leuchtenden Augen. Max, Goran und Ronan gehen rechtzeitig in Deckung und beobachten weiter die Gegend, während sich die Patrouille entfernt. Das Dorf der Wichtel muss ganz in der Nähe sein, sie sehen ein Dach in einer Senke und mehr Stimmen werden vom Wind herübergetragen. Nach einer Weile kommt eine andere Patrouille, sie haben etwas an einer Arte Leine dabei, das sich durch die Blätter wühlt.

Plötzlich spannt sich die Leine fest und zerrt ihren Führer in die Richtung von Ronan

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