Kapitel 29: Feuer, Kinder und das Ende der Welt

Wärend Dodo, Flip und Ethan sich mit dem Buch beschäftigen, das wir bei dem Soldaten gefunden haben, und Bob mit der Hilfe von Evelyn irgendwie den Gesang filtern will, beobachte ich die Umgebung und halte Wache. Im Umland ist alles zerstört. Nichts lebt hier mehr, nicht einmal Insekten sind zu sehen oder zu hören. In der Ferne hört man nur noch ganz schwach die Kämpfe, vor denen wir hierher geflohen sind.

Immer wieder fällt mein Blick auf das Gebäude. Anscheinend wurde es durch den Krieg beschädigt; überall sind Explosionskrater und Brandspuren zu sehen. Reste eines Turmes und der Wege um das Gebäude sind noch zu erkennen. Dieser Bau soll also das Zentrum sein? Immer wieder höre ich Stimmen darin. Zwei Kinder singen ein Lied. Es klingt als sängen sie gegen ihre Angst an, wie auch wir als Kinder in Sisone in der Dunkelheit es getan haben. Doch das Lied verändert sich immer wieder, es klingt nach purem Schmerz und Verzweiflung. Es fällt schwer, dabei nicht selbst in Panik zu verfallen.

Nach einer ganzen Weile legt Dodo das Buch aus der Hand. Flip und Ethan scheinen einen Teil des Tagebuchs des Soldaten entziffert zu haben:

  • Bei dem Gebäude handelt es sich um das “Asile Esquirole” eine “Nervenheilanstalt”, in der “besessene” oder verrückte Menschen geheilt wurden.
  • Im Februar 1917 erreichte der Krieg das Gebäude und musste verlassen werden. 21 kranke Kinder, die schwersten Fälle aus dem Keller, wurden allerdings zurückgelassen. Anscheinend hielt man sie nicht für so wichtig wie die Heiler und Priester. Später hat man diese Kinder einfach vergessen.
  • Im April haben dann deutsche Soldaten mit schweren Waffen die gesamte Umgebung zerstört und nieder gebrannt.
  • Mehrere Trupps britischer Soldaten haben das Gebäude bereits beobachtet. Sie konnten herausfinden, dass Rosaline und Odette – möglicherweise durch ihren Gesang – Zorn und Wut verbreiten. Wer ihrem Gesang länger ausgesetzt ist, verfällt dem Wahn. Soldaten, die in das Gebäude hineingingen, kamen nicht mehr heraus. Ein als Monster bezeichneter Mann in einer Metallrüstung und mit einer Waffe, die Feuer schleudert, scheint den Eingang des Gebäudes zu bewachen. Wieso dieser “Flammende Friedrich” dies tut, bleibt allerdings unklar.
  • Wer sich länger in der Nähe des Gebäudes aufhält, vertrocknet langsam, auch wenn er genügend Wasser trinkt.
So muss das Asile Esquirole einst ausgesehen haben.

Flip wird immer unruhiger- Keine Ahnung wie er darauf kommt, aber er ist sich sicher, dass sein Kind in diesem Gebäude ist. Er will unbedingt hinein gehen. Bevor wir losgehen haben Bob und Evelyn ihre Arbeiten auch abgeschlossen und helfen den anderen dabei, die Mikrofone unserer Helme abzuschalten. In unseren geschlossenen Helmen hören wir jetzt das, was Bob hört. Es dauert einen Moment sich daran zu gewöhnen. Schnell wird noch aus dem Einband des Buchs eine weiße Fahne [Benny] gebastelt. Dann gehen wir los.

Ein Stück vor dem Gebäude halten wir an. Der Maschinenmann und der Vierarmige gehen mit der weißen Fahne zum Eingang. Durch die Schritte der beiden wird die Treppe vor der Tür weiter beschädigt. Wir anderen halten Abstand.

In der fremden Sprache, die wir schon öfter gehört haben, wird durch die geschlossene Tür eine Art Beschwörungsformel gerufen. Dann zersplittert die Tür; das “Monster” steht mit einer riesigen Waffe, an deren Ende eine kleine Flamme brennt. Dieser drei Meter große Mann in schweren Metallplatten muss dieser Flammende Friedrich sein. Er ignoriert die weiße Fahne und will Flip angreifen- Der kann gerade noch reagieren und bringt den Riesen mit einem heftigen Stoß ins Wanken. Jener kann sich gerade noch an einer Wand festhalten, von der durch die Wucht Teile abfallen. Der Vierarmige brüllt ihn an: “Wo sind die Kinder?”, und reißt ihm einen Teil der Rüstung von der Brust. Das Metall scheint mit der Haut verwachsen zu sein und es werden Fetzen davon mit herausgerissen. Der Schrei des Monsters geht durch Mark und Bein.

Evelyn und ich schießen direkt auf das Loch im Panzer. Sie hat dabei deutlich mehr Erfolg als ich: der Gegner gerät wieder ins Taumeln. Bob nutzt dies und reißt ihm die Waffe aus den Händen. Dabei zerreißt der Schlauch, der die Waffe mit dem Kanister auf dem Rücken verbindet mit einem lauten Knall. Der Brennstoff läuft aus und verteilt sich auf dem Boden. Mit einem wahnsinnigen Grinsen zieht der Flammende Friedrich ein Feuerzeug aus der Tasche und wirft es in die sich bildende Pfütze. Der folgenden Explosion können der Vierarmige und Bob gerade ausweichen. Mauern und Decken brechen teilweise zusammen, einige der Brocken treffen den Gegner. Das Feuer scheint ihm allerdings nur wenig auszumachen, er ist wohl mit einem Mittel gegen Feuer eingeschmiert. Dann lässt der Vierarmige vom Gegner ab und geht weiter in das jetzt brennende Gebäude hinein [Benny].

Ethan brüllt etwas Unverständliches über die Lautsprecher seines Anzugs und erzeugt damit auch keine Reaktion. Beim Versuch in Deckung zu gehen, stolpert er dann mal wieder [Benny]. Evelyn und ich schießen wieder auf das Loch in der Panzerung des Friedrichs. Wieder trifft nur sie. Die Geräusche, die er dann macht sind unmenschlich; ein lautes Grunzeln und Gurgeln. Es klingt nach Schmerz und Hass.

Der Maschinenmann wirft einen Steinbrocken auf den Gegener. Dieser rennt beim Ausweichen gegen die Wand und wird von herabfallenden Mauerstücken getroffen. Dodo stürmt auf ihn zu und stößt ihn um. Durch den Aufprall werden Teile der Bodenplatten durch die Gegend verteilt. Evelyn und ich rennen jetzt auch hinein. Ich stecke dabei die Schusswaffe weg und ziehe mein Schwert. Sie rutscht in einer der Brennstoffpfützen aus und muss sich erstmal wieder orientieren.

Flip spricht in der Zeit mit den zwei Mädchen, von denen der Gesang ausgeht: Mit dem Spielzeugpferd in der Hand folgt er den Stimmen in den Keller und ruft er: “Wo seid ihr? Ich will euch nur helfen.” Die Mädchen lassen sich scheinbar von ihm überzeugen und der Gesang verstummt.

Nun steht der Flammende Friedrich schwerfällig auf und stürzt sich mit großen Schritten auf Flip, der ihm ausweichen kann. Deutlich ist nun zu sehen, dass Friedrich wirklich kein normaler Mensch ist, er brennt von innen heraus, seine Augen sehen wie glühende Kohlen aus.

Dodo öffnet seinen Helm und nimmt einen Zug aus seiner Pfeife: er wirft wieder einen Blick in die Welt der Loa und auf die wahre Natur dieses Ortes. Er erkennt den Brennenden Friedrich als brennenden puren Hass, der das Zentrum dieser Welt darstellt. Feuer fließt wie Blut aus seinen Wunden; nur die Angst und die Schreie der Kinder halten ihn im Moment noch am Leben. Dodo ist sicher, dass wir Friedrich besiegen können und ruft uns das auch zu.

Das Innere der Klinik vor dem Krieg.

Von dieser Information und seiner Wut auf den Gegner beflügelt, greift Flip mit seinen vier Fäusten wild zuschlagend an. Wie Dodo sieht, fließt dabei der Hass in den Gegner, der davon aber kaum gestärkt wird. Die Schläge treffen immer wieder auf den brennenden Friedrich und immer mehr Teile seiner Rüstung und Haut werden abgerissen und fliegen durch die Gegend und klatschen auf den Boden. Dann bricht er unter den Treffern auseinander. Dodo sieht wie Flammen aus dem lodernden Herzen kommen und in Flip eindringen. Sie scheinen sich in seinem Körper zu verteilen.

Wir nehmen ein lautes Rumpeln war. Es klingt als würde eine Steinlawine einen hohen Berg herunterrollen. Draußen scheint sich die Welt aufzulösen. Die gesamte Landschaft “verschwindet” einfach und der Horizont kommt immer näher.

Dann sagt Flip, dass er glaubt, ein Loch in die Welt reißen zu können, durch das wir von hier entkommen könnten. Allerdings würde sich alles ein weiteres Mal neu formen, solange die Kinder noch hier sind. Dodo erkennt sofort, dass die beiden Mädchen – offensichtlich Rosaline und Odette – die Essenz des Ganzen sind. Da es gefährlich ist, die Kinder zu befreien, will er zuerst die Loa befragen.

Während er gerade seine Formeln singt und die Knochen wirft, kommen zwei Mädchen schemenhaft und dreckig die Treppe aus dem Keller nach oben und auf uns zu. Flip hält ihnen das Spielzeugpferd entgegen und sagt zu ihnen: “Ich suche mein Kind. Ich bin hier um euch zu helfen.” Doch während er das sagt, treten die Flammen aus seinem Körper und verbrennen das Spielzeug [Patzer]. Die Mädchen reißen die Münder auf, ihre Gesichter werden zu verzerrten Fratzen. Mit markerschütterndem Schreien schweben sie auf den selbst sehr verwirrten Vierarmigen zu.

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