Kapitel 28: Vom Rattenfluss ins Niemandsland

Der Soldat, der uns gerade noch gewarnt hat, läuft schweren Schrittes nach Osten davon. Der Sturzregen füllt den Graben recht schnell auf. Knietief stehen wir schon im Wasser. Dodo will aufgrund seiner Visionen nach Westen. Allerdings ist es wohl besser, wenn wir nicht im Graben laufen. Wir klettern raus. Als nur noch Flip und Bob im Graben sind, steht ihnen das Wasser schon bis zur Hüfte. Flip rutscht beim Klettern ab und landet unter Wasser: etwas zieht an ihm. Auch Bob bemerkt es: das Wasser ist voll mit Ratten. Diese Tiere haben Angst. Auch sie fliehen vor den Wassermassen. Es sind riesige Ratten. Teilweise so groß wie Hunde! Nichts im Vergleich zu den Ratten, gegen die Flip früher kämpfen musste. Doch sie scheinen immer noch sein Trauma heraufzubeschwören: er reißt einer Ratte (so groß wie ein Schäferhund) den Kopf ab und klettert dann mit Hilfe von Robin und Dodo nach oben. Eine Ratte klettert in eine Lücke zwischen Bobs Panzerung und bringt das eine oder andere unwichtige System des Maschinenmenschen durcheinander.

Evelyn sieht sich um: Das Schlachtfeld ist übersäht mit Leichen. “Südlich” stehen vier dieser riesigen Panzer und sie mähen gerade anstürmende Soldaten um. Im „Westen“ erkennt sie eine alte pompöse Ruine: drei oder vier-stöckig und ausgebrannt. Sie hört die Stimmen von zwei Mädchen (Rosaline und Odette?). Ob wir dorthin müssen? Robin erkennt in der Nähe einen Unterstand. Sicher ist es dort nicht, doch vor dem Regen wird er uns schützen. Bob wird von den Ratten überrannt. Ein Teil der Nager schafft es auch aus dem Graben heraus, Flip stürzt sich ihnen entgegen: Doch es ist wie jedes Mal in dieser vom Krieg gezeichneten Welt: Je mehr Ratten Flip erledigt, desto grauenvoller wird diese Realität. Er sollte besser einhalten. Doch ist er stolz auf seine Tat: er posiert kampfeslustig, stolpert und kippt nach hinten um. Bob versucht sich von den Ratten loszureißen, doch da versagt eines seiner Abwehrsysteme [Severe Malfunction in Shaken-Abwehrsystem]. Der Roboter versucht trotzdem, aus dem Graben zu kommen, aber es klappt nicht. Dodo besänftigt derweil die Ratten, die über Bob rennen, durch die Hilfe der Loa. Endlich lassen sie von dem Roboter ab.

Der Graben hat sich inzwischen in einen wilden Fluss verwandelt. Von Bob sehen wir nur noch seine Arme. Ethan und Evelyn reden weiter auf Flip ein. Endlich beruhigt er sich und lässt die Ratten in Ruhe. Dodo hilft Bob und er schafft es endlich aus diesem Ratten-Wasser-Cocktail heraus.

Dodo schiebt mit seinem Schild die Ratten von Flip herunter und zurück in den Graben. Dabei rutscht er ab und verliert das Geschenk der Mandrills: in dem reißenden Fluss ist es schneller außer Sichtweite, als wir bis drei zählen können. Bob schaut sich um: er bemerkt, dass die vier Panzer sich langsam von „Süden“ her in unsere Richtung bewegen. Von der anderen Seite nähern sich ca. 200 Soldaten. Und dann sind da noch die Artilleriestellungen. Die Einschläge kommen näher, sind nur noch ca. 1 km entfernt. Wir müssen hier weg. Auch er bemerkt den Unterstand, doch Schutz wird er uns nicht bieten. Die Ruine entdeckt er auch. Sie ist deutlich weiter weg. Und: ist in dem Gebäude nicht eine leuchtende Flamme, die sich bewegt? Flip denkt, dass es am Sinnvollsten ist, nach „Westen“ zu der Ruine zu gehen. Nachdem auch Dodo („Das ist das große Haus im Zentrum. Dort müssen wir hin.“) zu der Ruine will, gehen wir los. Doch mit Ethan und Bob sind wir eindeutig zu langsam. Der Vorväter-Soldat und der Jäger beraten sich kurz: sie finden einen Weg auf dem wir die gesamte Zeit in Deckung sein können. Langsam und vorsichtig folgen wir diesem Pfad nach Westen. Wir haben einen ganzen Haufen Glück: Die Panzer strahlen helles Licht aus, die Soldaten packen ihre Lampen aus und auch aus der Luft wird mit Suchscheinwerfern nach uns gefahndet. Teilweise müssen wir minutenlang an einer Stelle verharren. Bis diese Armee die Suche aufgibt vergeht mindestens eine Stunde. Erst dann können wir uns schneller bewegen. Am Ende finden wir uns in einem fürchterlich toten, leeren Land wieder. Es ist deprimierend. Leben scheint es hier nicht mehr zu geben.

Der Regen lässt langsam nach. Die Geschütze und die Einschläge hört man nur noch ganz dumpf und sehr weit weg. Vor uns können wir dieses seltsame Gebäude erkennen. In dem einen oder anderen Fenster leuchtet es mal kurz. Wir machen eine kurze Pause und trinken etwas. Dodo stimmt ein aufbauendes Liedchen über Sisone an. Dann laufen wir weiter. Als wir ca. 500 Meter von dem Gebäude entfernt sind, halten wir inne: Hier sieht alles verbrannt aus. Wir erkennen auch drei Soldaten, die in einer Senke liegen, ihre Arme schützend vor sich haltend. Sie sind nur noch Asche, zu Kohlesäulen erstarrt. Laut Flip waren das keine Bomben oder Geschosse, das war Feuer. Er weist uns noch auf einen Unterstand hin. Auch dort finden wir zwei Leichen. Diese sind jedoch nicht verbrannt, sondern eigenartig mumifiziert: Der eine hat wohl geschlafen und liegt friedlich da, der andere hält sich im Knien die Ohren zu und hat den Mund auf. Sie sind komplett ausgetrocknet. Schon ein paar Wochen weilen sie nicht mehr unter den Lebenden. Marschgepäck liegt herum, ein Gewehr und eine Pistole. Ethan hört noch den Gesang von zwei Mädchenstimmen. Das Lied erschüttert ihn bis ins Mark. Als er sich wieder fassen kann, hört er auch noch Schritte in dem Gemäuer: große Füße laufen dort auf und ab. Ob sich die eine Leiche die Ohren zuhielt, um sich vor dem Lied zu schützen?

Evelyn hat einen wirren Vorschlag, wie wir uns dem Haus nähern können, ohne das Lied zu hören (sonst aber alles). Wir verstehen nur Bahnhof. Nur Bob scheint zu erahnen was sie will. Sie bräuchte dafür eine Aufnahme des Liedes. Der Roboter unterbricht sein Gehör und geht näher zum Haus (bis auf 125″). Er nimmt ein längeres Stück des Liedes auf und kehrt dann zurück. Für uns Normalsterbliche erklärt er den Plan: Wir sollen alle unsere Anzüge anziehen und verschließen, die Außen-Mikrofone abschalten. Dann kann nur noch Bob hören. Er wird das Lied herausfiltern und das so aufbereitete Signal an unsere Anzüge per Funk weiterleiten. Er wird für die Vorbereitungen ca. 90 Minuten benötigen [Ergebnis: 9].

In der Zwischenzeit: Robin entdeckt am Haus Rauchschwaden, die aus einem Fenster im Erdgeschoß aufsteigen. Kurz darauf erkennt er etwas Leuchtendes im ersten Stock – ein Feuer? Aber es geht am Fenster vorbei. Wie wenn jemand eine Fackel tragen würde. Oder als ob ein Drache dort haust. Dann verteilt der Jäger etwas Essen, während Ethan uns mit Drachengeschichten unterhält. Flip erkennt, dass der Unterstand wohl gebaut wurde, um das Haus zu beobachten: er ist an einem Hügel auf der vom Haus abgewandten Seite angebracht. Auch scheint immer wieder jemand den Hügel hochgerobbt zu sein, um von dort aus auf das Haus zu sehen. Dieses Gebäude muss eine große Gefahr darstellen. Robin bemerkt bei der knienden Leiche ein schweres lederndes Buch zwischen den Beinen und einen Schreibstift hinter dem Ohr (die Vorväter hatten magische Stifte, die immer funktioniert haben – und das ohne Federkiel). Es ist ein verwittertes Notizbuch. Es scheint in einem sehr rabiaten Englisch verfasst zu sein und enthält viele Abkürzungen. Skizzen zeigen das Haus (und noch andere Dinge). Dodo versucht, einen Sinn in dem Gekrakel zu erkennen: er erkennt recht schnell eine Struktur: einzelne Tage mit Monatsbenennungen. Einzelne Teile des Gebäudes wurden über lange Zeit immer wieder skizziert. Die letzten Eintragungen sind vom Regen unleserlich geworden. Die letzten noch erkennbaren Eintragungen: „r+o“, dann „lied macht uns wahnsinnig“, weiter unten: „flammender Friederich!“ („Flaming Frederic!“). Er will das gesamte Buch lesen. Flip hilft ihm (er kennt ja diese Art Aufzeichnungen), Ethan nutzt seinen Language-Translator, um die nicht verstehbaren Begriffe in den Griff zu bekommen. Es dauert ca. 80 Minuten [Ergebnis: 8].

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