Shadow Files 18 – Audienz beim Märchenkönig

Goran läuft zusammen mit Meron die Gänge entlang. Ein Typ mit Rastas, ohne Goldverzierungen, aber mit Bogen bewaffnet schaut abschätzig zu Goran und sagt etwas in Klicklauten. “Kaum einer hier kann eure Sprachen, seht es ihnen nach“, sagt Meron als er Goran bei dem Mann lässt. Dieser bringt den Ex-Söldner durch ein Tor mit vielen Schnitzereien. Dahinter liegt eine Höhle mit einem Fluss, es riecht würzig mit Spuren von Menthol. Es gibt viele Krankenlager aus verwachsenem Wurzelwerk, zwei Lager sind mit Laken zugedeckt, die Patienten darauf offenbar verstorben. Ein schwarzer Mann mit Nickelbrille in einem blutverschmierten Kittel amputiert gerade mit einer Knochensäge aus einem hornartigen Material ein Bein. Fünf weitere Verletzte liegen auf den Lagern, alle mit unterschiedlich schweren Verletzungen. Ein Helfer in bunten Gewändern und eine kleine Frau schauen Goran an und begrüßen ihn. Der Rasta mit dem Bogen schließt das Tor von außen und postiert sich davor. Goran macht sich nützlich und schafft es, einen Totgeglaubten mit einer schweren OP wieder zurück zu holen. Das beeindruckt die Einheimischen sehr und letzte Zweifel an seiner Kompetenz scheinen verflogen. Ohne viele Worte arbeiten alle zusammen und versorgen alle Verletzten.

In der Unterkunft betört die Besucherin Max derart, dass die beiden sofort in sein Zimmer stürmen und ganz offenbar keine Zeit verschwenden und übereinander herfallen. Ronan ist irritiert und schaut sich kurz vor der Tür um, hört geschäftiges Treiben der Höhlenbewohner, aber auch wieder den jazzigen Blues. Er entsinnt sich den Gastrechten und kehrt in sein Zimmer zurück, um ein wenig Sport zu machen und dann zu schlafen. Währenddessen erklingen des Öfteren animalische Laute aus Max‘ Zimmer.

Stunden später kommt Goran zurück, zusammen mit dem Rasta-Bogenschützen, der ihn bis zur Unterkunft begleitet, aber dem Söldner gegenüber wesentlich weniger mürrisch wirkt, als noch zu Anfang. Goran begibt sich auf das große Sofa und schläft – erneut – direkt ein, noch in seinem blutigen Kittel.

Schließlich endet auch auch die Energie des Paares in Max‘ Zimmer und die beiden reden. Sie ist Mara Ntuli, Erbin der Entuli Mystiker Tradition [High Concept]. Das ist ein weltweites Netzwerk von Mystikern. Sie ist daher regelmäßig auf der Erde. Die beiden unterhalten sich gut, aber sie beantwortet die Fragen nach einer Reisemöglichkeit zu Erde nicht. Als Mara schließlich geht, begibt sich auch Max zum Schlafen. Ronan träumt von Tieren in einem Konzertsaal, für die er singen muss. Am nächsten Morgen klopft es an der Tür, es ist Meron, diesmal in Bordeauxrot. “Auf unterschiedlichen Gebieten habt ihr beeindruckt. Ihr seid zu einer Audienz beim König geladen nach dem Frühstück.” Er geht und es kommt eine Frau mit Kindern. Sie bringen ein üppiges Frühstück, afrikanischen Reis, Saucen, Obst und Gemüse. Nach dem ausgiebigen und guten Schmaus holt sie Meron ab und führt sie durch die Höhlen und Gänge. Sie sehen gotische Torbögen, erfahren eindrückliche Gerüche, Pinie, hören verschiedene Tiergeräusche. Alle Türen sind unterschiedlich verziert, es ertönen Kinderstimmen, Dämpfe kommen aus Türen, überall Essensgerüche. Ein betriebsames, lebendiges Treiben ist allerorten spürbar. Dann stehen sie vor zwei Wächtern, die stoisch, weiß gekalkt und mit golden scheinendem Kopfschmuck einen Gang bewachen. Dahinter finden sich unzählige Bilder und Krimskrams an den Wänden, alles ist zugehängt. Eine Panzerplatte mit einer von Kinderhand bemalten Blume, reihenweise Schrott, ebenso Zeichnungen von einem Dorf aus Müll, ein See mit Insel.

Schließlich stehen sie vor einem riesigen Portal mit zwei schweren Türflügeln aus 50cm starkem Holz. Hier stehen wieder zwei goldglänzende Wächter. Das Tor schwingt auf nach kurzen Klick-Klack-Wechsel von Meron mit den beiden Wächtern. Dahinter befindet sich eine große Höhle, dominiert von einem großen Baum mit keltischen Verzierungen. Auch der Boden und die Wände sind von Runen verziert. Ein großer, verzierter Thron steht in der Mitte. Ein riesiger 2,20 Meter großer Schwarzer kniet bei einem Schaf, eine Zigarre im Mund. “Ich habe viel von euch gehört, Gutes und Schlechtes.” Geheilt springt das wollige Tier von dannen.

Meron wird von dem Hünen weggeschickt, der etwas widerwillig die Höhle verlässt. Freigiebig bedient der König die drei Reisenden mit Bier. Ein 2,60 Meter großer Gorilla namens Yare-Yare stürmt herein und setzt sich dazu. Zum Bier gibt es auch noch Zigarren. Die Erdlinge sind überrascht, doch letztlich fragt Ronan, nach der Aufgabe der Menschen in Umbanda. “Friedenswächter. Es ist viel komplizierter als das, aber das passt ganz gut“, antwortet der Herrscher, der sich als Dodo Obataiye Okeke vorstellt. Weiter erzählt er, dass Mara gerade den gefangenen Söldner verhört. Die Seveso-Fässer sagen ihm nichts, aber er nickt zu Yare-Yare, und dieser verlässt daraufhin den Raum, offenbar um jemanden zu holen. Auf die Frage nach dem Rückweg zur Erde, ruft er das “Knochengesicht” herbei, und ein großer, dürrer Mann tritt mit schwankendem Gang heran, Baron Samedi.

Dodo wiederholt die Frage nach einem Weg zur Erde und der Baron öffnet eine Art 3D-Karte mit 2m x 2m x 2m Abmessungen, bläst Rauch hinein, der sich durch die Karte verteilt. Bei näherer Betrachtung kann man immer weitere Details in der Erscheinung entdecken. Es gibt drei Wege über drei Orte: Sumpf, Wald und eine Ruinenstadt. Zur Entscheidungsfindung, welchen Weg die Abenteurer wählen sollen, holt Dodo einen Rucksack mit Knochenwürfeln. Bedeutungsvoll schreitet Knochengesicht um die drei Männer herum. Mit unmenschlicher Schnelligkeit zupft er von Goran ein Haar, nimmt von Max einen Tropfen Blut und Ronan bekommt einen trockenen, widerlichen Zungenkuss wie ein Schlag ins Gesicht.

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