Shadow Files 28 – Gefangen am richtigen Ort?

Grelles Licht blendet die Ankömmlinge und eine strenge Stimmer hallt durch die Höhle. Goran erkennt den serbischen Dialekt, der diesmal deutlich anders klingt als bei den beiden Wächtern und der ihn nichts Gutes ahnen lässt. Während sie sich schützend die Hände vor die Augen halten, kann Goran verstehen, wie der Wächter, der sich langsam zu den Scheinwerfern vortastet, berichtet, dass sie sie im Tunnelsystem Z2 aufgefunden haben und Boris tot sei.

Nun ertönt auf gebrochenem Englisch die Aufforderung, auf die Knie zu gehen und die Hände zu erheben. Drei berüstete Soldaten kommen nach vorne und tasten die Eindringlinge gründlich ab. Alle drei tragen Škorpioni-Abzeichen, auch die grimmige Frau, die Goran untersucht. Zum Glück gehören sie einer jüngeren Generation an, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihn erkennen, erstmal gering ist.

Alle Waffen, Geldbeutel, Papiere und Handys werden in Tüten verpackt, mit denen die drei Soldaten wieder zurück zu den Scheinwerfern gehen. Den USB-Stick, den Ronan Max anvertraut hatte und dieser in seinem Stiefel versteckt hat, haben sie zum Glück nicht entdeckt.

Flüsternd informiert Goran die anderen beiden, dass sie ihn als Survival-Trainer angeheuert haben. Tatsächlich hatte Goran sich als Vorbereitung auf seine selbstauferlegte Mission und in weiser Voraussicht eine falsche Identität als Goran Marković organisiert, selbstständiger Reiseführer mit Spezialisierung Survival-Events, inklusive leidlich glaubwürdiger Homepage [Rückblende].

Ein höherrangiger Soldat kommt mit zwei Aufpassern heran und befragt die Reisegruppe auf gebrochenem Englisch. Etwas hölzern beginnt Goran seine improvisierte Geschichte zu erzählen, doch als sich Liam einklinkt und sehr glaubwürdig über die geologischen Besonderheiten referiert und damit plausibel erklärt, wie die Reisegruppe durch eine neu entstandene Verbindung aus einem anderen Höhlensystem hier hereingeraten sein kann und Max in seiner gewinnenden Art die vielen Hindernisse und deren knappe, doch erfolgreiche Überwindung schildert, scheint der Škorpioni-Hauptmann das Gesagte vorerst einmal kopfschüttelnd zu akzeptieren.

Er kündigt an, dass sie den örtlichen Behörden übergeben werden sollen, die über das weitere entscheiden sollen. Schließlich würde für den unauthorisierten Aufenthalt in einer militärischen Sperrzone durchaus sogar eine Gefängnisstrafe drohen.

Endlich werden die blendenden Scheinwerfer von der Gruppe weggedreht und erlauben einen Blick in die riesige natürliche Kaverne, in der sie sich befinden. Die Festgenommenen werden aufgefordert, den Soldaten zu folgen. Zunächst ist außer den Scheinwerfern und den dazugehörenden Kabeln hier noch nichts von der menschlichen Anwesenheit zu erkennen, doch etwas weiter hinten wurde ein zwei-etagiges Container-Haus aus einem modernen militärischen Modulsystem errichtet. Dahinter brummt der Generator, der schon im tieferen Höhlensystem zu hören war. Fünf weitere Škorpioni-Söldner sind zu erkennen – eine Auseinandersetzung wäre in dieser Situation aussichtslos.

Doch die Eskorte führt die Eindringlinge an der Konstruktion vorbei. Nach einem fünfminütigen Marsch durch die unübersichtliche Höhle mit vielen, zum Teil mit Wasser gefluteten Abzweigungen, sind weitere Konstruktionen zu erkennen. Zwei überdimensionale Container (jeweils etwa 5x10m) stechen sofort ins Auge. Ein weiterer großer Generator versorgt den Aufbau mit Strom und die Nebelschwaden um die Konstruktion deuten darauf hin, dass hier im großen Stil gekühlt wird, eventuell sogar mit flüssigem Stickstoff. Nicht weit davon ein weiteres Modulsystem, diesmal ein wissenschaftliches Labor. Liam erkennt, dass es sich um das Feinste vom Feinen an solchen Feldlaboren handelt, hier wurde richtig viel Geld in die Hand genommen. Durch die Fenster kann man im beleuchteten Inneren eine blonde Frau und zwei Männer in Laborkitteln erkennen, die irgendwelche Experimente durchführen. Auch ohne Audiospur ist klar zu erkennen, dass die Frau hier das Sagen hat. Vervollständigt wird der Aufbau durch eine weitere Wohneinheit, bei dem sich weiteres nichtmilitärisches Wachpersonal aufhält, einen Gabelstapler und ein schwerer Lastwagen.

Angeblich wurde ein Transport angefragt, der die Ankömmlinge zur Oberfläche bringen soll. In Ermangelung anderer Aufenthaltsmöglichkeiten soll an diesem Ort gewartet werden und die Reisenden nutzen die Gabeln des Staplers als Sitzgelegenheit. Der Offizier deutet an, dass die Höhle sehr unübersichtlich und wie ein Labyrinth ist, womit er wohl auch eine Warnung aussprechen will, dass die Häftlinge lieber nicht auf die Idee kommen sollten, zu fliehen. Max nutzt den Aufhänger, nach den seltsamen Skrith zu fragen, denn von so etwas hatte er zuvor nie gehört. Der Hauptmann erklärt, dass die lokale Biossphäre besonders sei und man darüber niemals etwas in einem normalen Biologiebuch lesen würde. Aber die Leute der Region würden schon die entsprechenden Geschichten kennen. Mehr will er nicht erzählen. Als er Liam schlottern sieht, schickt er einen seiner Wächter, um Decken zu holen.

Liam nutzt die Wartezeit, den Wissenschaftlern im Labor zuzuschauen. Ihm fällt auf, dass ein Teil des Labors offenbar nicht benutzt wird und nicht beleuchtet ist. Doch die Wissenschaftler holen von dort Utensilien, die unerwartet altmodisch aussehen, und hantieren damit herum. Und dann beobachtet er, wie die Frau etwas aus einem großen alten Buch rezitiert. Hier werden nicht nur modernste wissenschaftliche Gerätschaften genutzt, hier wird gerade auch ein alchemistisches Ritual durchgeführt! Wobei auch offensichtlich ist, dass sich die beiden Labormitarbeiter mit dem Metaphysischen sehr schwer tun und damit die Geduld der Frau strapazieren.

Das ist Liams Aufhänger. Er spricht den Soldaten auf das vermeintlich dilettantische Vorgehen der Wissenschaftler an. Der ist offensichtlich auf dem falschen Fuß erwischt und plappert direkt einen Namen aus, als er erwidert, dass Professor Tudor die beste Wissenschaftlerin für diese Aufgabe sei. Liam übertölpet den Soldaten mit wissenschaftlichen Fachbegriffen und kann ihn überzeugen, dass es für die Wissenschaftlerin wichtig wäre, mit Liam in Kontakt zu kommen. Der Hauptmann geht zum Labor und lässt die Festgenommenen mit dem übrigen Wächter zurück, doch der signalisiert klar, dass er jetzt besonders aufmerksam ist und sie nicht auf dumme Gedanken kommen sollen.

In Anbetracht der Anwesenheit so vieler Škorpioni und fehlender Waffen halten sich Goran und Max auch zurück und Liam ist sowieso gerade neugierig, was sich mit der seltsamen Wissenschaftlerin ergeben könnte.

Der Wächter mit den Decken kehrt zurück und wird begleitet von einem weiteren Soldaten, der zum Hauptmann geht und ihm irgendwelche Informationen auf einem militärischen Pad zeigt. Während sich Liam und auch etwas grummelnd Goran in wärmende Decken wickeln, spickelt Max ein bisschen herum und kann erkennen, dass der Schlüssel des Gabelstaplers praktischerweise hinter der hier völlig unnötigen Sonnenblende versteckt ist.

Nach einem kurzen Gespräch mit der Wissenschaftlerin macht sich der Soldat mit dem Pad auf den Weg zurück zum Militärcontainer der Škorpioni, nicht ohne die Gefangenen nochmal mit einem sehr misstrauischen Blick zu belegen. Der Hauptmann kehrt in Begleitung der Wissenschaftlerin zu der Gruppe zurück. Besser gesagt, die Wissenschaftlerin kommt in Begleitung des Hauptmanns zu der Gruppe. Denn die attraktive blonde Frau, die auf sie zugeschritten kommt, strahlt mit jeder Bewegung enormes Selbstbewusstsein und kühle Überlegenheit aus, so dass klar ist, wer hier in das Sagen hat.

Skeptisch blickt sie Liam an und stellt ihn auf nahezu akzentfreiem Englisch zu der abstrusen Geschichte, die sie gehört hat, zur Rede. Der ist voll in seinem Element, endlich all sein Wissen und seine Überzeugung von der berechtigten Existenz der Metaphysik, die er als sein Spezialgebiet bezeichnet, jemanden mitzuteilen, der daran offenbar ernsthaftes Interesse hat. Tatsächlich hat sie seinen Namen schon gehört und sogar eine seiner Veröffentlichungen gelesen, auch wenn sie das in recht arroganter Art als “nichts Neues” abtut.

Und letztendlich signalisiert sie mit freundlichen Worten (aber mit eiskalten Blick, wie Max das empfindet), dass sie tatsächlich Interesse an einer Zusammenarbeit mit Liam hat. Sie müsse dazu ein paar Telefonate führen und geht zurück zum Labor.

Der Hauptmann erhält eine Funknachricht und informiert, dass der Transporter unterwegs sei. Er müsse noch ein paar Sicherheitsschleusen überwinden. Das provoziert natürlich die Frage von Max, wie tief man sich denn in der Höhle eigentlich befinde. Der Soldat weicht einer genaueren Antwort jedoch wieder aus und deutet nur an, dass die Fauna und die Flora in der Höhle besonders wäre und deshalb besondere Sicherheitsmaßnahmen erfordere.

Einen Moment später kehrt Professor Tudor zurück und berichtet, dass ein erster Hintergrundcheck positiv gewesen sei und ihre Firma Interesse an einer Zusammenarbeit mit Liam hätte. Sie erklärt, dass damit allerdings eine vollständige Aufgabe seiner Heidelberger Professur verbunden wäre, da es sich um ein streng geheimes Projekt mit höchsten Sicherheitsauflagen handle. Liam ist dennoch begeistert.

Zunächst müsse jedoch jemand von der Firma anreisen und noch einiges organisiert werden, deshalb würde Liam zunächst einmal mit den anderen an die Oberfläche geschickt. Zum Abschied streckt sie Liam die Hand entgegen, der beherzt einschlägt. Im selben Moment bereut er es, denn ein kurzes Lächeln huscht über das Gesicht der Frau und Liam spürt einen eiskalten Impuls, der über seinen Arm direkt bis in sein Hirn vordringt und ihm innerlich einen dumpfen Schlag versetzt. Sogar Max spürt, dass hier gerade etwas Übernatürliches geschehen ist.

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