
Nachdem die Gäste und das gesamte Personal die Botschaft verlassen haben, sind wir erstmal unter uns und versuchen, das Geschehene zu verarbeiten. Ich informiere die anderen bei der Gelegenheit auch über den Zettel mit dem Termin morgen abend, den mir die Eltern von Abby zugesteckt haben.
Wir beschließen, erstmal den nächsten Tag abzuwarten. Nach der Frühstückszeit werden wir von Polizeichef Leutnant Pengaah persönlich abgeholt. Offensichtlich werden wir nicht als besondere Bedrohung angesehen, da er uns ohne Wachen abholt. Erst unten auf der Straße warten weitere Polizisten auf uns, die uns mit Gashanten zum Haus des hohen Rates bringen.
Der gesamte Rat, bis auf den König, ist versammelt. Auch Prinz Piookrihaa Purimin II. ist zugegen und führt das Wort. Der König sei verletzt und wir könnten ihn nachher besuchen. In dem Moment betritt Dr. Amofaa den Raum. Überraschend leidenschaftslos berichtet er, dass König Orthai in der Nacht verstorben ist. Die Todesursache sei natürlichen Ursprungs und stehe nicht im Zusammenhang mit dem Anschlag des gestrigen Tages.
Die marsianischen Anwesenden scheinen weder überrascht noch sonderlich schockiert zu sein. Ich gehe davon aus, dass sie schon vorher informiert waren. Ohne große Umschweife wird uns verkündet, dass wir trotz der gerade verkündeten Feststellung des Arztes für den Tod des Königs verantwortlich gemacht und des Landes verwiesen werden. Man erwartet von uns, dass wir noch an der Bestattung des Königs, die in drei Tagen stattfinden wird, teilnehmen, und danach Talastar verlassen. Die Vertragsverhandlungen sind damit hinfällig und weitere Diskussionen werden nicht zugelassen.
Etwas sprachlos werden wir von Leutnant Pengaah und Dr. Amofaa zum verstorbenen König gebracht. Im Gegensatz zu uns sind die beiden geradezu in gelöster Plauderlaune und erklären uns, dass die drei Messerstiche in der Brust des Königs durchaus als “natürliche” Todesursache eines Königs in diesem barbarischen Ort anzusehen sind. Da hat wohl jemand die Gunst der Stunde und die Angeschlagenheit des Königs genutzt und niemand macht sich die Mühe, den waren Königsmörder auszumachen. Andererseits weisen sie uns darauf hin, dass wir die vorläufige Entscheidung des Rates durchaus beeinflussen können, wenn wir den einzelnen Ratsmitgliedern Gefälligkeiten erweisen (Leutnant Pengaah zitiert das irdische Sprichwort: “Eine Hand wäscht die Andere”). Die Priesterin des Kultes der Flieger, Geeromina, sorgt sich weiterhin um ihre sterbenden Piiras und die Minengilde hat ja schon Interesse angemeldet, wenn wir nach dem verschollenen Artefakt suchen. Auch Leutnant Pengaah selber erhofft von uns Hilfe bei der Suche nach den Drahtziehern der Sklavenaufstände, wie er uns später wissen lässt. Da die Zeit knapp ist, müssen wir wohl schnell loslegen.
Dennoch lassen wir uns von Leutnant Pengaah zunächst zur inhaftierten Abby bringen. Sie ist in einem Gefängnisturm in einem äußeren Bezirk untergebracht. Auf dem Weg dahin fällt uns auf, dass die Passanten zum Teil anders als in den vergangenen Tagen auf uns reagieren. Auch das Wort “Königsmörder” schnappen wir auf.
Abby sieht erschöpft aus, ist aber ansprechbar. Sie beschuldigt uns, die reichen Herrscher der Stadt zu unterstützen und lässt sich keine für uns wertvolle Informationen entlocken. Auch wenn ihre Ideale ehrenwert sind hat sie doch unser Vertrauen missbraucht und wir können nicht mehr viel für sie tun. Leutnant Pengaah glaubt, dass er von Abby Informationen über die Sklavenaufstände erhalten kann und die Schmerzensschreie aus den unteren Stockwerken lassen uns erahnen, mit welchen Methoden er das erreichen wird. Dr. Muffleton steckt der Gefangenen unbemerkt eine Giftviole zu, so dass sie sich wenigstens dieses Schicksal ersparen kann.
Wir lassen uns zum Tempel des Kultes der Flieger bringen, um das mysteriöse Sterben der heiligen Flugtiere, der Piiras, zu untersuchen. Die Priesterin Geeromina empfängt uns vor dem Gebäude, begleitet uns aber nicht nach drinnen. Über viele Treppenstufen geht es in den Tempel, der sich vom 10. bis zum 15. Stockwerk des Gebäudes erstreckt. Wir können viele verendete Tiere in den zum Teil sehr kunstvoll bemalten Räumlichkeiten entdecken. In einem oberen Raum treffen wir ein marsianisches Kind in klerikaler Kleidung an, dass ein besonderes Exemplar der heiligen Tiere, ein rotes Tier (“Rubinpiira“) mit dem Namen Feuersonne, betrauert, dass auf einem Altar liegt. Sie erzählt, dass dieses Tier viel mehr als seine kleineren, gelben Artgenossen die ganze Stadt erkundet hat und überall bekannt war. Es war wohl auch das erste, dass die Symptome der Krankheit aufwies, auch wenn die anderen Tiere schneller gestorben sind. Der veränderte Kot und die bläulichen Verfärbungen an erkrankten Stellen erinnern Dr. Muffleton an eine irdische Krankheit, die Geflügelcholera.
Mit ein paar toten Exemplaren eilt er in das Labor von Dr. Amofaa, um seinem Verdacht nachzugehen und im besten Fall einen Impfstoff herzustellen. Derweil macht sich der Rest im Auftrag von Geeromina (und mit schriftlicher Ermächtigung) auf die Suche nach der Herkunft der Seuche. Die erste Idee führt uns zum Raumhafen, wo wir auch schnell fündig werden, denn in den letzten Tagen ist außer unserem Shuttle, der Lucy, nur die MSS Sidehook des dreisten amerikanischen Waffenschiebers Thumbleton angekommen. Der Prahlhans ist an Bord und liefert uns auch gleich selbst den entscheidenden Hinweis, denn er hat lebende Hühner an Bord, um sich mit frischen Frühstückseiern zu versorgen. Das Delikate an der Angelegenheit ist, dass der umtriebige Feuersonne gerne auch den Raumhafen und die dort liegenden Schiffe besucht hat. Und Thumbletons hübsche, aber etwas naive Tochter Amalia plaudert auch noch aus, dass zwei davon erkrankt seien. Somit könnte der Amerikaner mit seinen Hühnern die Seuche auf den Mars gebracht haben, und damit die Epidemie unter den Piras ausgelöst haben.
Mit der Aussicht konfrontiert, dass er den Grund für das Massensterben der heiligen Tiere importiert haben könnte, schlägt Thumbleton einen Deal vor: Wir sollen die Information für uns behalten, dafür werde er seine guten Beziehungen zum Hause Goonavala nutzen, um unsere Position im Rat wieder zu stärken. Doch Lady Greyhound entscheidet sich für die im Moment wichtigere Gunst des Kultes der Flieger und veranlasst sogleich den Hafenmeister, die irdischen Hühner zu isolieren (und damit auch die Beweise zu sichern).
Zurück bei Dr. Amofaa treffen wir auf Dr. Muffleton und Priesterin Geeromina und können sogleich von unseren Erkenntnissen berichten — ein voller Erfolg! Geeromina eilt los, um dem Priesterrat zu berichten und kehrt nicht lange danach mit einer Einladung zum Vorsitzenden des Priesterrates Sikumsi Oon zurück. Wir werden im Tempel des dritten Helden (also im Haus Sebituus) erwartet und aufgeklärt, dass der Priesterrat ganz pragmatisch das Gesetz: “kein Marsianer darf die Mine 9-GS betreten” so ausgelegt hat, dass sie durchaus uns Erdenmenschen in die Mine schicken können, um die verlorene Scherbe des Arina-Steins zu bergen. Somit ist, schriftlich genehmigt, der Weg frei für unseren nächste Aufgabe, die wir gleich morgen angehen wollen.
Sikumsi Oon erscheint uns recht wohlgesonnen und klärt uns ein wenig über die politischen Lager auf: Minengilde mit Piookrihaa gegen Goldgilde, Goonavala mit der Goldgilde (weil gegen Piookrihaa), usw..
Am Abend begeben wir uns auf eigene Faust zum Treffpunkt, der auf dem mir zugesteckten Zettel genannt ist. Auf dem Weg dahin können wir mehrere Verfolger unseres “Freundes” Leutnant Pengaah entdecken (3x Patzer) und abschütteln, da wir die örtlichen Polizeikräfte ja nicht zu diesem Treffen hinlotsen wollen.
Wir werden von einem Marsianer namens Maatab und einem Menschen, der sich jedoch vollständig im Hintergrund hält, empfangen. Es scheint sich hier um die Anführer oder zumindest den oberen Führungskader der IPA zu handeln. Sie bitten uns, bei einer in einer Stunde stattfindenden Versammlung der IPA mit unserem Gesicht Unterstützung für ihre Sache zu signalisieren und gleichzeitig vor eventuell eintreffenden Polizeikräften zu warnen. Wir sprechen Maatab auf Abby an. Er gibt zu, dass sie von der IPA ausgestattet wurde, allerdings schiebt er die Aktivität einem anderen, Gewalt befürwortenden Arm der IPA zu.
Wir könnten Leutnant Pengaah einen Gefallen tun, wenn wir ihm diese Leute auf dem Silbertablett servieren würden, doch wir wollen es uns mit dieser wichtigen Gruppierung nicht verscherzen und nehmen ihr Angebot an.
Tatsächlich startet die Versammlung und nach kurzer Zeit entdecken wir eine Gruppe von 5 Polizisten, die sich dem Versammlungsort nähern. Dr. Muffleton startet ein inszeniertes Ablenkungsmanöver, doch diese Polizisten sind seltsam und nach kurzer Zeit stellt heraus, dass es verkleidete Anhänger der IPA sind, die von Maatab geschickt wurden, um unsere Loyalität auf die Probe zu stellen.
Also eigentlich Entwarnung, doch Private Wright hatte sich schon auf den Weg gemacht, die Versammlungsteilnehmer vor der vermeintlich ankommenden Polizei zu warnen.
Nicht zu früh, denn tatsächlich nähern sich kurz darauf echte Sicherheitskräfte von verschiedenen Seiten dem Ort. Drei Polizisten eilen direkt auf der Straße an uns vorbei. Wir versuchen sie aufzuhalten und abzulenken, doch es zeigt sich, dass sie gezielt den Versammlungsort ansteuern und über die Anwesenheit der IPA informiert sind. Verzweifelt fängt Dr. Muffleton sie mit seinem unglaublichen Gravitationsdings ein, lässt sie schweben. Ohne Umschweife schlägt er einen der Polizisten bewusstlos und Barnes und ich versuchen, die anderen zu überwältigen, bevor sie uns als Angreifer identifizieren können. Doch im allgemeinen Chaos gelingt das nicht, Barnes geht bewusstlos zu Boden und inzwischen sind auch Schüsse aus anderen Richtungen zu hören. Wie von Geisterhand geht ein weiterer Polizist zu Boden und diesmal sieht es nicht nur nach Bewusstlosigkeit aus. Doch der Dritte gibt Alarm und ruft uns als Angreifer und damit als Verbündete mit der IPA aus. 12 weitere Polizisten kommen um die Ecke, hoffentlich haben sie die Situation noch nicht begriffen. Wir müssen schnell handeln, denn eine offene Auseinandersetzung mit den Sicherheitskräften wäre unser Todesurteil. Blitzschnell ringt Clara den Alarmgeber nieder. Als die neuen Polizisten uns erreichen, präsentiert ihnen Lady Greyhound eine abenteuerliche Geschichte, wie wir den 3 ersten Polizisten zu Hilfe eilen wollten aber nicht mehr die finsteren Angriffe der IPA-Schergen verhindern konnten.
Mal sehen, ob uns auch Leutnant Pengaah diese Version abnimmt. Was weiß er sonst noch und was ist mit Private Wright geschehen, der Zeuge vom harten Eingreifen der Sicherheitskräfte beim Zusammentreiben der IPA-Sympatisanten wurde und selbst unter Beschuss gekommen war?
Und noch ein fabelhafter Blogeintrag, der vor wichtigen Details nur so strotzt – und dennoch unterhaltsam ist. Vielen Dank, Limbl!