
Tagebucheintrag:
Nachdem Clara die Aufstände zuletzt – wohl unbeachsichtigt – angestachelt hatte, machten wir uns auf die Suche nach Luukotiaa Leefas, dem Sekretär des Hauses Goonavala. Wir hatten ihn als den Anstifter der Aufstände ermittelt und erfahren, dass er sich noch in einem der Türme in der Nähe aufhalten soll. Wir machten uns also auf, ihn zu suchen – die Lady und der Doktor wollten ihn zur Rede stellen und mehr über die Hintergründe erfahren. Auf dem Weg zu diesem Turm wurden wir verfolgt – leider war es uns aber nicht möglich den Verfolger zu erkennen.
Als wir ankamen, endete gerade die Ansprache, die Luukotiaa Leefas hielt. Als die Aufständischen uns bemerkten, begannen sie uns zuzujubeln und riefen den Schlachtruf, den sie von Clara gelernt hatten. Irgendwie gefiel auch mir die Vorstellung, dem Adel die Ketten anzulegen – auch wenn nur auf diesem Planeten. Aber ich schweife ab. Außerdem gelang es Lady Greyhound irgendwie den Aufstand nieder zu reden und alle nach Hause zu schicken – anscheinend war ich noch zu sehr mit meinen eigenen Gedanken zum Adel befasst, um ihr wirklich zuzuhören und mitzubekommen, was sie alles gesagt hat.
Auf jeden Fall war Luukotiaa Leefas nicht zufrieden mit dieser Entwicklung der Dinge. Seiner Meinung nach wäre dieser Aufstand die einzige Möglichkeit, um hier wirklich eine Veränderung zu bewirken, die Sklaven und Arbeitern mehr Rechte verschaffen würde. Die Lady und der Doktor schienen davon nicht so ganz überzeugt zu sein und haben noch eine ganze Weile darüber mit ihm diskutiert. So ganz klar wurde dabei allerdings nicht, welches Ziel er wirklich verfolgte. Auch ob das Haus Goonavala selbst in die Aufstände eingegriffen hat, blieb im Dunkeln. Bevor er uns verlassen hat, machte er noch eine etwas unklare Andeutung, dass er seine Leute auch in unserer Botschaft hat. Ich werde mir unser marsianisches Personal wohl nochmal etwas genauer anschauen müssen.
Als wir gerade gehen wollten, kam unser früherer Verfolger auf uns zu. Es war Polizeichef Pengaah – er beobachte, ob wir ihm wirklich bei der Suche nach den Hintermännern der Aufstände helfen würden. Er bedankte sich für unsere – nicht nur für ihn – seltsam erscheinende Hilfe, die Unruhen zu beenden. Allerdings schien es ihn nicht weiter zu interessieren, wer dahinter steckt. Luukotiaa Leefas ist wohl auch einer dieser Adligen, die tun und lassen können, was sie wollen. Einige Dinge sind wohl auf allen Planeten gleich.
Am nächsten Tag machten wir dann den bereits geplanten Besuch in den Minen, von denen wir immer wieder gehört hatten. Als wird näher kamen, erkannten wir, dass es sich dabei eigentlich nur um einen rießigen Schrottplatz handelt. Wie uns gesagt wurde, werden aus dem Schrott der alten Mars-Zivilisation Metalle gewonnen – anscheinend handelt es sich dabei um die einzige relevante Quelle für Metalle auf dem gesamten Planeten. Abby begleitete uns – ihre Eltern leben und arbeiten als Sklaven in den Minen und die Lady erlaubte ihr, diese zu besuchen. Bei der Besichtigung einer der Minen erfuhren wir, dass Pflanzen genutzt werden, um Metalle aufzuspüren – der Doktor war davon sichtlich begeistert und erhielt später einige Setzlinge dieser Pflanzen.
Nach dem Mittagessen – Chief Petty Officer Thurgood und der Doktor aßen zusammen mit Abby bei deren Eltern, wir anderen in einer etwas luxuriöseren Umgebung – zeigte man uns noch den Eingang zur “verbotenen Mine”. Hier soll dieser Fluch, von dem wir immer wieder gehört haben, begonnen haben und später auch wieder gebrochen worden sein. Wie auch immer – die Mine ist mit einem massiven Tor verschlossen. Die Priesterschaft bewacht das Tor und niemand darf die Mine betreten. Natürlich wollte der Doktor trotzdem einen Weg finden und hat versucht, uns zuzuflüstern, auf welchem Weg er uns hineinbringen könnte. Das hat jedoch die frühere Chefin der Minen-Gilde – eine gewisse Moora – mitbekommen. Auch sie scheint ein Interesse daran zu haben, dass jemand sich in den Minen umsieht. Allerdings hat sie uns sehr davon abgeraten, dies ohne die Erlaubnis der Priesterschaft zu tun.
Später kamen wir alle zurück zur Botschaft, wo bereits die Vorbereitungen für das Bankett am Abend laufen. Der König wird uns besuchen. Aber immerhin wird es gutes Essen und Alkohol geben. So schlimm wird es also nicht werden.
Nachtrag:
So kann man sich irren. Das Bankett lief gut, bis Abby das Dessert servieren sollte. Als Chief Petty Officer Thurgood auf sie zu ging, zog sie eine Pistole und schoss auf den König, der dabei sehr schwer verletzt wurde. Natürlich brach nun ein ziemliches Chaos aus, in dessen Verlauf ich Abby zu Boden ringen konnte. Außerdem hatte sie den (nun seltsamerweise neben mir schwebenden) Pudding vergiftet – wohl mit Flugholzsamen, wie uns später mitgeteilt wurde. Abby versuchte sich selbst mit dem Pudding zu vergiften.
Wie sich der Chief Petty Officer seine Waffe von einer einfachen Zivilistin hat stehlen lassen, werde ich wohl nie begreifen.
Der Doktor konnte den König und Abby mit seiner seltsamen Venusspritze retten. Der König wurde schwer verletzt zu einem Arzt gebracht. Abby, die über ihre Rettung anscheinend nicht sehr glücklich war, und der Rest unseres Personals wurden zum Verhör mitgenommen. Uns wurde mitgeteilt, dass wir die Botschaft nicht verlassen dürfen und man von unserer Verhaftung nur aufgrund unseres diplomatischen Status absieht.
In was sind wir hier nur hineingeraten?
Unglaublich wie viele Details du nach all den Wochen noch aus dem Hut gezaubert hast, Bernhard! Das macht es uns um einiges leichter … Klasse!
Namen hervorgehoben und – in einem Fall – korrigiert.