Kapitel 19: Flip, der vierarmige Mutant

Bob erklärt uns, dass diese „Drohne“ von der CyberWorks Corporation gebaut wurde. Dies war einer der größten „Konzerne“ der Vorväter, bekannt für Robotik, Bio-Engineering, und vieles mehr. Auch Bob wurde vermutlich von dieser Firma gebaut. Er hatte noch alte Wartungscodes und hat damit die Drohne abgeschaltet. Ob die CyberWorks Corporation dafür verantwortlich war, dass die Menschen die Bodenhaftung verloren und damit schließlich für den Untergang?

Whyrm geht zu den Leichen. Der erste war ein Mensch. Oder doch nicht? Die Knochen sind breit und haben einen metallischen Schein. Die sind sicherlich nicht gewachsen. Doch dann passiert etwas unten in der Grube: Einer dieser Glassärge knackt. Der Deckel geht langsam auf. Rauch und Nebel verteilen sich aus dem Kasten in alle Richtungen. Eine weißliche Flüssigkeit spritzt heraus.

Ethan erzählt Evelyn dazu eine Geschichte der Altvorderen von einer Prinzessin in einem gläsernen Sarg. Sie wurde von einem Prinzen geküsst und wurde daraufhin wieder lebendig. Das sei dann hier wohl Evelyns Aufgabe. Sie antwortet darauf nur: „Du spinnst wohl!“

Der Sarg öffnet sich noch komplett und es entsteigt ihm ein großer, circa 2,30 Meter großer muskulöser und nackter Mann. Oder so etwas ähnliches. Vier Arme sind sonst nicht so üblich bei Menschen. Die unteren Arme sehen seltsam lang-gliedrig aus. Der Kopf ist kahl. Dieses Ding lässt einen markerschütternden Schrei. Auch dieser klingt alles andere als menschlich. Seltsame Kabel hängen an dem Typen, er reißt sie einzeln raus, fällt um und bleibt kurz in Embryonalstellung in dieser Flüssigkeit liegen. Auf seiner Brust erkennt man ein großes „X“ mit einem Minus-Zeichen davor. Evelyn scheint um einen Kuss herumzukommen.

Dodo stolpert und stürzt. Er fällt direkt in eine Pfütze mit Skorpionkäferblut. Säure von dem Kadaver spritzt ihm ins Gesicht und ätzt ein paar Haare weg. Die verätzte Stelle sieht aus wie ein Palmwedel [Benny].

Vierarm läuft zu den Spinden im hinteren Teil der Grube und reißt sie der Reihe nach auf. Er findet eine riesige Waffe: damit kann man Bäume ausreißen (eine WIC-8). Dann birgt er noch eine Rüstung (NGEX-10 Gladius) und hat sie schneller angezogen als erwartet. Vier Arme scheinen hier sehr hilfreich zu sein. Als er den Helm aufgesetzt hat, sieht er fast so stark gerüstet aus wie Bob. Lichter gehen überall an diesem Anzug an. Servo-Motoren scheinen seine Bewegungen zu unterstützen. Er holt noch ein gewaltiges Gewehr aus dem Schrank und noch weiteres Equipment, das wir von hier oben nicht wirklich erkennen können. Bob meint, dass diese Vorväter-Ausrüstung der schwersten Infanterie vorbehalten war.

Jetzt reagiert Bob und richtet seinen Laser auf diesen Typen aus: „Identifizieren sie sich“, spricht er mit seiner abgehackten Stimme. Dieser antwortet: „Wieso hast du mich geweckt, Vater?“ Im Gegensatz zu dem vorherigen Schrei, klingt diese Stimme menschlich. Dodo klopft auf sein Schild, worauf Vierarm antwortet: „Ja, Vater? Wer ist der Feind?“ Vater? Whyrm vermutet, dass Dodo uns ein paar amouröse Abenteuer verheimlicht hat. Doch weiter hilft uns das nicht. Auf die Frage, wer er denn sei, meint Vierarm nur: „Das musst du mir sagen, Vater.“ Dodo nennt ihn Flip.  „Flip ist ein guter Name“. Dann kommt noch: „Ich warte auf Anweisungen, Vater!“ Nachdem Dodo ihm versichert, dass im Moment keine Feinde, sondern nur Freunde anwesend sind, beschäftigt sich Flip zum ersten Mal länger mit dem Skorpionkadaver. Mit einem solchen Feind will er sich einmal messen. Doch dazu benötigt er seine Brüder und Schwestern. Er will sie aufwecken und bemerkt, dass alle tot sind. Dabei bräuchten wir doch jede Verstärkung gegen die Riesenratten. Von welchen Riesenratten spricht der Mutant?

Bob will in den Graben, um diese Glassärge zu untersuchen. Doch er rutscht ab, schlittert den Graben hinunter und schmeißt dabei auch noch Flip in den Matsch. Wofür der Sarg genau war, das kann Bob nicht mehr herausfinden (Klone? Experiemente?). Allerdings wurde Flip wohl durch einen drohenden Notfall aufgeweckt. Vermutlich wegen dem Skorpion? Alle fünf Särge hatten unterschiedliche Schlauchsysteme und die Flüssigkeiten sehen unterschiedlich aus. Drei Särge sind offen, das erklärt die beiden Leichen oben. Zwei sind noch verschlossen, allerdings lebt der Inhalt wohl nicht mehr, da sie von Geröll, Fels und Erde bedeckt sind. Laut Flip hätten noch vier weitere Sarkophage hier sein müssen. Diese sind vermutlich verschüttet. Insgesamt ist das ganze System in einem recht guten Zustand. Viel besser als die Ruinen am Schimmersee.

Wo Flip denn herkommt? „Vom Schlachtfeld, Vater. Vom Krieg mit den Ratten.“ Er weiß nicht, wie er in diesen Sarg reingekommen ist. Die letzte Erinnerung hat er aus dem Jahr 2120. Damit können wir wenig anfangen. Genauso wenig kann er mit dem Jahr 108 PA etwas anfangen. Bob erzählt uns, dass sein Bunker im Jahr 2098 jedwede Außenverbindung verloren hat. Ab dem Zeitpunkt weiß unser Roboter nicht mehr, was geschehen ist. Ein großer Krieg taucht in seinen Unterlagen nicht auf. Flip scheint also noch weitere Jahre zu kennen, vermutlich die ersten 20 des dunklen Zeitalters. Vielleicht können wir ihm noch die eine oder andere interessante Geschichte entlocken? Bob glaubt, dass er selbst ca. 325 Jahre in den Ruinen am Schimmersee eingesperrt war. Somit war Flip vermutlich etwa 300 Jahre in diesem Glassarg eingesperrt.

Vierarm zeigt auf den Skorpion: „Ist das jetzt der neue Feind? Haben wir gesiegt?“ Ja, es ist der neue Feind. Diese Käfer (auch kleinere und noch größere) sind über unser Dorf hergefallen.

Sah so Flips Schlachtfeld aus?

Dodo geht auf den Graben zu, rutscht jedoch ab und fällt ebenfalls in die Grube. Der stundenlange Regen und das Unwetter haben das Erdreich aufgeweicht. Auch er ist jetzt von oben bis unten mit Matsch bedeckt. Flip hilft ihm auf, und nimmt ihn danach in die Arme. Doch Dodo wimmelt ihn ab.

Robin bemerkt, dass die Käfer anscheinend zurückkommen: Im Wald sieht er einen der kleineren Käfer, eine Schabe lugt weiter oben aus den Ruinen hervor. Evelyn geht ans Geschütz. Dann sind die ersten Insekten auch schon da.

Whyrm geht zum Wagen und schnappt sich den Haken der Seilwinde. Das Seil lässt er in den Graben hinab. Dodo klettert sofort daran hoch. Ein Käfer fliegt in den ATV und stürzt sich auf Ethan und treibt einen Stachel in ihn. Der Blinde steht auf, schlägt um sich und rennt einfach los. Die andere Wand stoppt ihn und er stürzt. Zum Glück ist noch Klawfurl im Wagen und reißt dem Krabbelviech die Flügel raus. Weitere Käfer und eine weitere Schabe kommen aus dem Wald auf uns zu. Flip lässt wieder diesen markerschütternden Schrei los. Dann klettert auch er am Seil hoch. Doch das Gewicht der Rüstung hält die Winde nicht aus: das Seil reißt. Bob will Flip nach oben werfen, doch der Mutant hat nichts Besseres zu tun, als Bob in die Arme zu nehmen. „Was machen sie da“, kommt es aus der Mensch-Maschine heraus. Doch dann wird der Roboter von einer Schabe gerammt und stürzt knappe vier Meter durch den Schacht in die matschige Wand. Dieses Viech ist wohl inzwischen von dem Gebäude heruntergekrabbelt. Bobs Systeme melden einen Fehler nach dem anderen.

Doch Bob ist nicht so einfach kleinzukriegen: Er nimmt die Schabe und schleudert sie in den Boden. Dieser Käfer hat tatsächlich Schwierigkeiten, wieder auf die Beine zu kommen. Flip gibt ihm den Rest. Whyrm scheint mit seiner göttlichen Kraft endlich Glück zu haben: drei Käfer schlafen direkt während dem Laufen ein. Vom ATV dröhnt es laut, denn Evelyn nimmt sich eine Schabe vor. Das Geschützt zerlegt das Riesen-Insekt in Matschklumpen und Kleinteile. Bis auf ein paar Beine bleibt da nichts übrig. Zum Glück hat sie Dodo nicht getroffen. Er stand direkt vor dem Ungetüm. Zum Schlamm gesellt sich jetzt noch Schabenmatsch auf seiner Rüstung. Doch noch sind weitere Käfer übrig. Ethan kommt wieder zu sich und schaltet den Sprachübersetzer an. Vielleicht lernt er mal die Käfer-Sprache? Robin erledigt eine, Dodo zermatscht mit einem Hammerschlag drei Käfer auf einen Streich. Dieses Mal trifft der Käfer-Schmodder hauptsächlich Robin, der nun über und über damit bedeckt ist. Seine Reaktion: „Gut gemacht!“

Evelyn sprintet aus dem Wagen und sticht mit ihrem Vibro-Knife im Sprung einen weiteren Käfer ab. Robin ist baff: Wo hat Evelyn das gelernt? Aus den Geschichten von Ethan? Sie wollte Munition sparen. Whyrm scheint langsam in Fahrt zu kommen. Er lacht und erledigt einen weiteren Käfer. Der Rest der Käfer gibt feige auf und verschwindet.

Nun ist es still … zumindest bis Flip anfängt zu sprechen: „Die Käfer sind größer und härter als die Ratten.“ Inzwischen sammelt Bob die Drohne auf und wirft sie nach oben. Als Vierarm diese erblickt, erinnert er sich daran: „Der D-03 ist immer dabei!“ Anscheinend waren diese Kugeln die Flugbegleitung der schweren Infanterie. Sie wurden unter anderem für die Aufklärung verwendet. Der Mutant begibt sich zu seinem Glassarg und reißt eines der Schalt-Paneele raus. Er will es mitnehmen: Es könnte ihm einen Hinweis darauf geben, was er ist und woher er kam. Unsere kleine Evelyn meldet sich über Funk: Sie will eigentlich noch, dass der Roboter ihr ein paar Ersatzteile, Waffen (es gibt keine weiteren Waffen) und andere nützliche Dinge sucht, doch Bob wirkt etwas unkoordiniert: Anscheinend hat er doch zu viel abbekommen. Sie rennt sofort zum Graben. Klawfurl schaut die Kleine verwundert an und schickt ihr ein Kopfnicken hinterher. Und Dodo? Der bleibt wachsam.

Derweilen befestigt Whyrm die Winde wieder am Panzer. Damit holen wir dann Flip und Bob nach oben. Doch der Maschinen-Mensch stürzt. Wir brauchen einen zweiten Versuch. Kaum oben schaut sich Flip um. Der mit Blümchen bemalte weiße Panzer sticht ihm direkt ins Auge. Den Mutant wundert es, dass wir so wenige sind. Ihm wird klar, dass es neben den Jägern im Dorf, dem Affenstamm und uns keine weiteren Kämpfer gibt. Die Felisäer haben uns verlassen – auf sie können wir vermutlich nicht mehr zählen. Dafür gibt es allerdings sehr viele Käfer. Flip erzählt, dass er im großen Krieg ganze Landstriche verbrennen musste, um sie von den Ratten zu befreien. Er scheint sich auf die Herausforderung zu freuen.

Whyrm hat eine Frage an Flip: Ob er ein Lebewesen sei. Und warum er Metallknochen hat? Flip ist überrascht. Warum sollte Whyrm glauben, dass er Metallknochen hätte? Er hat keine … oder doch? Whyrm zeigt auf die beiden Leichen. Flip erkennt seine Brüder. „Wir sind alle verschieden. Und doch alle gleich. Nicht jeder hat vier Arme.“ Whyrm meint dazu nur: „Ein Philosoph also.“

Robin und Klawfurl gehen zu Ethan und helfen ihm. Doch irgendetwas geht schief. Robin ist überzeugt, dass noch ein Teil des Stachels im Körper ist. Er schneidet noch tiefer, und es blutet wie Sau. Als er seinen Fehler bemerkt ruft er sofort nach Dodo. Die sonst so ruhige Evelyn ist kurz vor dem Durchdrehen.

Das Leuchten in der Dunkelheit

Dann hören wir ein lautes Piepsen aus unserem Gefährt, gefolgt von einem metallischen Klacken im Graben unten. Ein Geschoss wird aus den Schaltpulten dieser CyberWorks-Anlage abgeschossen und geht über uns rot leuchtend auf. Dieses Fiepen haben wir bisher noch nie gehört. Was ist denn nun schon wieder?

Es ist 18:00 Uhr.

1 Kommentar

  1. Mal wieder eine hochdetaillierte Georg-Wiedergabe mit schönen Zitatauszügen! Ich habe leider auch nur begrenzt Zeichnungen gefunden, um den Abend stimmungsvoll abzubilden, aber immerhin ist das Flip-Bild extrem geil! Bitte aber weiterhin darauf achten, welche Schlüsse du aus dem Beschriebenen ziehst und möglichst objektiv bleiben. Da waren wieder zwei drei essentiell fehlinterpretierte Sachen dabei 🙂

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