Der Umbruch

Sie kamen nicht. Zum ersten Mal in der Geschichte Sisones blieben die Felisäer am Tag der Ernte fern. Kein Bote. Keine Nachrichten. Nur düstere Vorzeichen.

Der 23. September des Jahres verstrich ohne die traditionelle Entrichtung des Zehnts. Keine Gesandtschaft der Felisäer mit Wagen und Karren beehrte unser Dorf am Äquinoktium. Doch wir hörten und sahen seltsame Dinge an den Tagen davor. Schon am 21. September tobte in der Ferne hinter den Bergen ein fürchterlicher Sturm. Unheimliche Lichter erhellten den Nachthimmel. Grelle Blitze, wie wir sie noch nie gesehen hatten, schlugen in den Gipfel des Skairietsch ein und verbrannten Bäume und Felsen. Am Tag darauf hörten wir das dumpfe Donnern vorväterlicher Waffen, wieder und immer wieder. Und das Grollen ferner Explosionen. Erst am Abend des 22. Septembers, vor der Tag-Und-Nacht-Gleiche verstummten die Schüsse und der Lärm.

Als am Tag der Ernte die Felisäer ohne jede Botschaft fernblieben, warteten wir zunächst ab. Am Nachmittag beschloss jedoch der Rat in seiner Weisheit, einen Boten zu unserem Diplomaten Klawfurl zu schicken. Doch der hatte seinen Posten in den Wäldern verlassen, ohne irgendeine Spur. So befragten wir die Loa. Doch selbst unsere Mambo konnte unseren Beschützern und Wegbegleitern nichts entlocken. Wir waren auf uns allein gestellt.

(Jekawa, Houngan und Hüter der Heiligen Schrift)

Peter Sailer
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Nihilistischer Weltverbesserer

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