Der Einzug der Loa

Die Tage Sisones waren noch jung, viele Gesetze unseres Volkes noch nicht niedergeschrieben und unsere Seelen noch unstet. Zu unseren neusten Brüdern und Schwestern gehörten die Urgroßeltern unseres geschätzten Viehdoktors Dodo Obataiye Okeke. Leider habe ich Akua Okoke niemals kennengelernt, aber sie muss eine einzigartige Persönlichkeit gewesen sein – und sie brachte uns Erleuchtung.

Papa Legba

Ihre Augen, so sagt man, waren wie funkelnde Diamanten, ihre Stimme lieblich wie der Gesang eines Sperlings und doch voller Kraft wie ein ausbrechender Vulkan. Ihr Gang war fest und unerschütterlich und jede ihrer Gesten verströmte Mut und Durchsetzungskraft. Sie erzählte des Abends Geschichten aus fernen Welten, von uralten Göttern und grässlichen Scheusalen. Aber sie predigte auch, kümmerte sich um die Sorgen der Menschen und half ihnen durch schwierige Zeiten. Ihre Hände vollbrachten wahre Wunder, denn Locos Kraft durchfloss ihren Körper.

So wurde sie mit jeder Woche und jedem Monat mehr zu einer spirituellen Führerin und bald zu unserer ersten Mambo. Wir errichteten im Jahr 3 PA unseren Hounfour, unseren heiligen Tempel in der Mitte Sisones und bald darauf wurden die meisten Menschen unserer Gemeinschaft Teil der Sosyete.

Fortan waren die Loa unsere geistigen Führer und Mambo Akua ihre Stimme auf dieser Welt. Wir verehrten, besänftigten und riefen die wohltätigen Rada, die zerstörerischen Petro und die Fruchtbarkeits- wie Totengeister Ghede an und sie geleiteten uns durch Höhen und Tiefen.

(Jekawa, Houngan und Hüter der Heiligen Schrift)

Peter Sailer
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Nihilistischer Weltverbesserer

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