Malmsturm 5: Das Buch der Toten

Natürlich hat sich die Gruppe entschieden, die Stadt der Toten zu besuchen. Immerhin warten dort großer Prunk und Reichtum. Tak’Madaar wird damit nicht gekleckert haben. Zwar will der Junge uns zum Verlassen der Hallen überreden, doch meine wohlgewählten Worte lassen ihn einknicken. Wir dürfen der Totenstadt noch einen Besuch abstatten, bevor wir Tak’Madaars Hallen endgültig verlassen müssen.

Der Weg führt an einem toten Bach entlang steil nach oben, immer dem blauen Schimmer entgegen. Durch einen großen Torbogen gelangen wir an eine lange, weite und steile Treppe. Diese führt durch riesige Säulenhallen, alles ist hier monumental angelegt. Über den Lauf der Jahrhunderte hat sich jedoch eine dicke Staubschicht abgesetzt.

Am Ende der Treppe erreichen wir ein großes, hölzernes Tor, mit riesigen, rostigen Eisenverschlägen. Rechts und links davon gibt es Abzweigungen. Ein Wassertropfen schlägt auf die Treppe auf, ansonsten hört man nichts. Es herrscht eine seltsame Stille.

Just in diesem Moment wird unserem Spatzewatz übel. Edgut reagiert schnell und gibt ihm eine Flasche. Daraufhin würgt unser Freund das Gorn-Blut hinein. Edgut nimmt die Flasche mit der unnatürlich lodernden schwarzen Substanz an sich.

Eimack schickt die Katze voraus. Diese wird schnell bemerkt: aus dem linken Gang hören wir ein metallenes Klacken und Schritte. Eine Imperiale Maschine in Menschenform kommt aus dem Gang – so etwas wird seit Jahrhunderten nicht mehr gebaut – und heißt uns in den Grabeshallen von Tak’Madaar willkommen. Die Maschine stellt sich und als Tokoron vor, der Oberpriester Tak’Madaars. Er will einen Freibrief sehen, damit wir die Totenstadt besuchen dürfen. Edgut holt einen Passierschein heraus, der ihm freie Bewegung in Imperialem Gebiet zusagt. Das Papier ist schon ziemlich heruntergekommen, doch mit etwas Überzeugungskraft wird es von Tokoron akzeptiert. Wir dürfen passieren und unsere Gaben vor den Gräbern ablegen. Im rechten Gang bemerken wir noch eine weitere solche Maschine: Es ist Naridja, die Hohepriesterin bis zum heutigen Tage. Auch sie heißt uns willkommen. Spatzewatz spürt jedoch kein Leben in diesen Maschinen.

Mit etwas Kraft lässt sich das hölzerne Tor einfach aufschieben. Dahinter befindet sich eine große, achteckige Halle mit unterschiedlichen Darstellungen eines mit dem Tod in Verbindung stehenden Wesens: es handelt sich um unterschiedliche Facetten Tak’Madaars. Diese Abbildungen in Form von Mosaiken und hohen Statuen (mind. 5m) etc. befinden sich hier überall. Sie stellen Tak’Madaar dar, wie er einen Menschen aus mehreren Leichen erschafft, einen Toten wiederbelebt, einen mechanischen Menschen erbaut und weitere Leistungen vollbringt. Edgut will am liebsten alles anzünden.

Den Boden bedeckt ein Mosaik. Es gibt jede Menge Feuerschalen, doch sind die Flammen schon seit langem erloschen. Von oben leuchtet das blaue Licht, weswegen man die Decke der Halle nicht erkennen kann. Es gehen mehrere weitere Gänge ab, die zu weiteren Hallen führen.

Soweit ich Imperiale Grabeshallen kenne, ist das hier die Ruhmeshalle. Doch was ich hier sehe, hat mehr mit Dämonenbeschwörungen, dem Unterwerfen von Dämonen und dem Vereinen von Menschen und Maschinen zu tun. All das ist befremdlich. Von der Ruhmeshalle ausgehend sollten strahlförmig die Leichen der Diener angeordnet sein: Die wichtigsten geradeaus. Es sollte also sieben weitere Gänge und damit sieben weitere Hallen geben.

Zuerst wollen wir die Halle geradeaus erkunden, die die wichtigsten Diener beherbergen sollte. Doch Eimack hört etwas: erst auf der rechten, dann auf der linken Seite: leise Schritte? Wir sollten vorsichtig sein. Sie nimmt Ihre Armbrust, Halgar zieht Ihr Schwert, ich selbst schnappe mir das Geschwätzige Eisen, das sich sofort lauthals beschwert. So viel zum Thema „Überraschungsmoment“.

Wir schauen zuerst in die Gänge in unsere Nähe. die ersten paar sind alle gleich aufgebaut: ein kurzer Gang führt zu einem schmucklosen Raum. Hier sind vier große Sarkophage, die zur Mitte des Raumes hin ausgerichtet sind.

Der nächste Gang ist deutlich breiter und geht tiefer in den Felsen. Es stehen mehrere einzelne Sarkophage herum, in die Wände sind Grabkammern gehauen. Man könnte sich hier überall gut verstecken.

Dann begeben wir uns in den Raum direkt gegenüber dem Eingang: Es ist der einzige farbenfrohe Raum. Er beherbergt ein riesiges Podest mit einem großen, schweren, in Leder gebundenen Buch darauf. Fasziniert begebe ich mich direkt zu dem Wälzer. Doch bevor ich eine Seite aufschlagen kann, bewegt sich vor mir eine dieser Maschinen in Menschenform und hält mir eine geschwungene Klinge an den Hals. Eimack bemerkt, dass dieses Ding nicht atmet. Nur zum Sprechen benötigt es Luft.

Bei dem Buch handelt es sich um Tak’Madaar Buch der Toten. Es ist in einer vormaligen Schrift des Imperiums verfasst. Ich werde Zeit benötigen, um es zu entziffern. Doch man brauch die Erlaubnis dieses uralten Herrschers – oder zumindest der Hohepriesterin, um in dem Buch lesen zu dürfen. Nach etwas Diskussion zwischen Edgut, der Maschine und mir, begleitet uns der Wächter des Buches zur Naridja. Die Bewegungen dieser Maschine sind überraschend fließend – ganz im Gegensatz zu der Sprechweise.

Die Hohepriesterin zu überzeugen ist schon etwas schwieriger. Doch alle helfen mit: Spatzewatz lässt Leben erscheinen, ich erzähle, dass ich ein berühmter Spagyrant des Imperiums bin, der bei den Besten gelernt hat, und Edgut schwafelt am laufenden Band über schwindendes und wiederauferstehendes Leben. Doch die Naridja hat einfach ein umfassendes Wissen. Anlügen können wir sie nicht. Warum sie uns am Ende doch glaubt, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Anscheinend hält sie uns für Weise und erlaubt uns, das Heilige Buch Tak’Madaar zu lesen.

Der mechanische Mensch begleitet uns sicher zurück zum Buch der Toten. Aus den Seitengängen kommen sechs mechanische Spinnenwesen. Alle davon haben ein unnatürlich leuchtendes Auge auf dem Rücken. Doch sie verhalten sich ruhig. Am Buch sehen wir drei weitere mechanische Gestalten, doch sie verneigen sich vor uns und lassen uns gewähren.

Natürlich will Edgut das Buch zuerst lesen, doch kann er die alte Sprache des Imperiums nicht entziffern. Und so lässt er mir den Vortritt. Ich öffne das Buch: Es ist voll mit alchemistischen Ritualen, es gibt Kapitel über das Konservieren von Menschenleben, und wie man dieses in Objekte bindet. Es ist ein wissenschaftliches Meisterwerk, doch werde ich es mitnehmen müssen, um all das Verstehen zu lernen.

Wir erweisen ein paar Toten die Ehre. Edgut nimmt seinen Katzen-Schrumpfkopf, steckt ihn auf meinen schönen Wanderstab und verkauft ihn dem Wächter als „Zauberstab“. Dann macht er ein großes Bohei darum: Wir würden wiederkommen und das Leben bringen. In der Zwischenzeit solle der Stab die Maschinen beschützen. Tak’Madaar wird sie erhören. Wenn wir nicht in den nächsten 15 Tagen wiederkommen, hätten wir den Fluch aus der Ferne beseitigt. Wenn die Maschinen dann noch leben würden, hätten sie es geschafft… und weiteren solchen Blödsinn. Zum Glück muss Feydra nicht lachen.

Wir kehren zurück aus der Totenstadt in die Große Halle (mit dem Buch). Auf der Brücke erwartet uns schon der Junge, der uns dann die Gänge zurückbegleitet. Am Ende der Gänge angekommen, will Eimack heimlich dem Spatzewatz wieder den Dolch zustecken – doch der Dolch ist nicht mehr an seiner Stelle. Sie schickt ihre Katze los, doch auch sie kann den Dolch nicht mehr finden.

Wir gehen wieder durch den Gang mit den Skeletten, den Brennschalen, und dem Bach an der Seite und laufen durch das Tor. Edgut sammelt seine wunderliche Holzplatte wieder ein. Dann kommen wir wieder in die Höhle, in der wir diese kleinen Wesen trafen. Doch wir sehen sie nicht. Ich deponiere noch etwas Pökelflesich, dann gehen wir weiter.

Eimack muss noch einmal „ums Eck“: Sie hat bemerkt, wie die kleinen Wesen das Pökelfleisch holten, und so geht sie zu ihnen. Mit Händen und Füßen versucht sie klarzumachen, dass der Dolch weg ist. Daraufhin holen die Wesen ihn wieder hervor und übergeben ihn – ohne Kiste – an Eimack. Sie bemerkt, dass Edgut ihr hinterhergeschlichen ist. Er ist misstrauisch, doch hat er die Dolchübergabe nicht gesehen. Eimack übergibt mir heimlich den Dolch, den ich schnellstmöglich in die Schatulle lege und tief in meinem Rucksack verstecke… sie ist einfach ein Sonnenschein. Dann geht es weiter nach oben.

Durch die Halle des Schmetterlings gelangen wir an das Totentor. Am Kadaver des riesigen Rhinozerosses vorbei gehen wir die lange Treppe nach oben. In der Stadt angekommen, gehen wir direkt zum Hain. Während der Spatzewatz sich um den Baum des Haines kümmert, erzählen wir der Drywedin von der Totenstadt und von Tak’Madaar. Sobald der Baum wieder seine volle Macht hat, werden seine Wurzeln die Höhlen sprengen. Während Eimack und Feydra den Rest der Gruppe ablenken, spreche ich bei der Drywedin den Dolch an. Es ist die einzige Waffe, die Tak’Madaar endgültig aufhalten kann. Auch erzähle ich von den imperialen Legenden und Riten, die sich um solche Dolche ranken. Ich übergebe ihr die Schatulle. Sie fasst auf den Boden, dann kommt ein Waschbär und bringt den Dolch weg.

Barva, die Drywedin, bietet uns ein Nachtlager an. Wir sollten den Todfressern besser nicht nachts im Wald begegnen. Anscheinend können sie – entweder durch einen Trank oder ein Ritus – im Dunkeln sehen. Die Krähe Feros führt uns zu einer alten Mühle an einem kleineren Bächlein. Wir bekommen einen Eintopf aus Rhinozeros- und Todfresser-Fleisch. Ein Kind des Waldes hält Wache auf einer Hausruine in der Nähe.

Ich kümmere mich mit warmen Umschlägen um die Vereisungen von Eimack und mir. Edgut geht zum Feuertempel und betet, während sich unser Waldgeist mit Feros unterhält: Barva hat in der Krähe die Saat der Schöpfung erweckt. Sie ist so intelligent wie ein Mensch. Feros erzählt, dass wir uns unglaublich vorsehen müssen. Mordron, der Anführer der Todfresser, ist ein schrecklicher Mensch. Bei ihm ist immer Myrka, die Riesenechse. Diese allein hat schon zwei Kinder des Waldes getötet. Durch die Schlacht um die Stadt sollte es zum Glück schon viel weniger Todfresser in der Gegend geben. Am Anfang waren es zwei Dutzend, die das Auge des Waldes entwendet hatten. Die Krähe will uns zu Mordrons Lager führen. Vor einer Woche wurde es noch ausgebaut. Den aktuellen Stand kann Feros gerne auskundschaften. Spatzewatz spürt, das Feros mehr Fähigkeiten hat, als er auf den ersten Blick in der Krähe erkennen kann.

Nach einer erholsamen Nacht brechen wir an einem bewölkten Morgen auf. Davor gebe ich noch das Totenbuch Tak’Madaars der Drywedin – es soll nicht in die Hände der Todfresser gelangen. Auch unseren Wagen und das Rhinozeros lassen wir hier.

Der Weg führt uns durch das Stadttor, durch das wir auch gekommen sind. Wir laufen östlich an der Stadt vorbei und schließlich auf einen kleinen Weg, der in Richtung Küste führt. Wir folgen ihm nur ein kurzes Stück. Feros fliegt immer etwas voraus, kommt zurück und setzt sich auf Spatzewatz‘ Schultern. Die Krähe führt uns weg vom Weg nach nod-nord-ost über alte, nicht mehr benutzte Felder und schließlich in einen alten Wald. Edgut entdeckt Spuren von Menschen, und Spatzewatz findet schließlich einen recht neu angelegten Trampelpfad. Wir folgen dieser „Straße der Todfresser“.

Nach etwas Weg bemerken wir weiter vorne zwei Todfresser auf einem Hügel im Unterholz sitzen. Wir verstecken uns und lassen Feros die Situation auskundschaften. Da es tatsächlich nur zwei sind, greifen wir an.

Eine Dornenhecke, drei Feuerbälle, einen Armbrustbolzen und ein paar Schläge von Halgars Axt später, lässt der Spatzewatz Gras über die Sache wachsen. Etwas Abseits vom Hügel natürlich, damit die Leichen der Todfresser nicht sofort entdeckt werden.

Wir verlassen den rudimentären Wachplatz und laufen weiter. In einer Senke kommen wir an einen kleinen Bach. Dann erreichen wir einen Ort, an dem dünne Baumstämme in den Boden gerammt wurden. Auf der einen Seite wurde ein ausgeweidetes Reh aufgespießt, auf der anderen Seite ein ausgeweideter Mensch. Die Innereien baumeln bis zum Boden, doch hat sich bisher noch kein Tier daran getraut. Es riecht unnatürlich säuerlich.

Wir umgehen diese Stelle großräumig durch den Wald, auch um den säuerlichen Gestank zu vermeiden. Ich höre noch ein Krächzen von Feros, dann bricht Edgut, Spatzewatz, Halgar und Feydra der Boden unter den Füßen weg: Sie sind schnurstracks in eine Falle gelaufen, die nur durch dünnes Laubwerk getarnt war. Nur Eimack und ich konnten es rechtzeitig bemerken. Ob das unser Ende ist?

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