
Liam hat eine unruhige Nacht. Er träumt vom Wald und hört eine Frauenstimme, die ihn zu sich ruft. Sie kommt ihm irgendwie bekannt vor und während sich der ganze Wald langsam als Attrappe entpuppt wird ihm plötzlich klar, dass es Dr. Tudor ist, die versucht, eine Verbindung zu ihm aufzunehmen [Compel “Dr. Tudor hat Liam etwas in den Kopf gesetzt”], um seinen Aufenthaltsort herauszufinden. Doch es gelingt ihm, die Kontrolle über seinen Traum an sich zu reißen [Deny] und nun ist er es, der in die Gedanken der russischen Wissenschaftlerin einzudringen versucht. Er erhascht einen kurzen Blick in ein modernes Labor, im Hintergrund hält ein Škorpioni-Söldner Wache, bevor Dr. Tudor aufschreit und ihn aus ihrem Kopf verbannt [Chip vs. Chip]. Es gelingt ihm noch ein Notizblättchen mit der Botschaft “Du solltest Dir jemand dümmeres suchen!” in ihren Gedanken zu hinterlassen, dann wacht er schweißgebadet auf.
Sein ganzer Körper krampft und er verspürt einen gewaltigen Hunger auf etwas Lebendiges. Sein Zimmer erscheint in einem seltsamen Licht, das langsam verblasst und nur noch dunkle Umrisse erkennen lässt. Es dauert einen Moment, bevor er realisiert, dass da kein seltsames Licht war, sondern seine Augen eine kurze Zeit viel empfindlicher waren, als es einem menschlichen Auge möglich sein sollte.
Verwirrt robbt er sich aus dem Zimmer und in die Küche und stopft das Erstbeste, das er im Kühlschrank findet, in sich hinein. Nachdem sich sein Puls und sein Magen endlich etwas beruhigt haben, schnappt er sich sämtliches Salz, das er finden kann, und kehrt in sein Zimmer zurück. Er zieht einen groben Kreis um sein Bett, setzt sich auf die Bettkante und betrachtet die Salzkristalle konzentriert. Erst zögerlich, dann mit bravem Gehorsam ruckeln sie sich in die perfekte geometrische Form eines Pentragrams zurecht [Aspekt “Das Salz-Pentagram gegen Tudor”].
Am Morgen des 19.02.2022 ist Goran der erste, der sich zum Frühstück einfindet. Er schaut ein bisschen lokales Fernsehen, findet aber keinen Beitrag, der irgendwie interessant wäre. Dann trudeln Max und Liam ein und Liam erzählt von seinen Erlebnissen in der Nacht. Er ist überzeugt davon, dass es Dr. Tudor nicht gelungen ist, ihn zu orten.

Für den Besuch der Kirche schmeißen sie sich in ganz normale Kleidung [Aspekt “Wir sind nur Touristen”]. Vorsichtshalber stopfen sie die MPs und die Sonar-Waffe in eine große Sporttasche, die sie im unteren Fach des Kofferraums ihres dunkelblauen Range Rover-Mietwagens verstauen. Und weil er sich sonst zu nackig fühlen würde, versteckt Goran noch seine Pistole in einem Schulterholster unter seiner Jacke.
Die Fahrt führt sie zunächst in den pittoresken Ortskern von Kozarac, doch sie endet nicht an der Kirche am Dorfplatz, sondern das Navi führt sie wieder aus dem Ort heraus zu einem großen Parkplatz in einer verlassenen Gegend, der in vielen Jahren der Vergessenheit zu einer Art Mülldeponie geworden ist. Er grenzt an einen verwilderten Park, in dem die Ruine einer alten Kirche steht. Der Glockenturm wirkt noch intakt, auf der linken Seite ist ein Teil des Hauptschiffes eingebrochen. Auf einem alten Schild steht der Name der Kirche: Garyakh.
Ein kalter Wind pfeift über den Platz und verfängt sich im alten Glockenturm, was einen irgendwie angenehmen, atmospärischen Klang erzeugt. Die unteren Fenster sind vergittert und die schwere Tür geschlossen, doch auf der rechten Seite sind frische Blumen zu erkennen, die dort abgelegt wurden. Sie strömen einen ungewöhnlich intensiven, angenehmen Duft aus. Max fühlt sich in Sicherheit, und Liam fühlt gar eine sakrale Kraft, ein Refugium. Goran kann auch keine Feindseligkeit wahrnehmen, traut dem Ganzen und insbesondere seinem infizierten Begleiter aber nicht so ganz und “behält Liam im Auge” [Aspekt].

Als sie näherkommen, erkennen sie einen Fußweg, der vom Dorf zu dem kleinen Blumenbeet vor der Kirche führt, offenbar pilgert hier jemand regelmäßig hin, um die Blumengaben aufzufrischen. Drei Kreuze sind im Blumenbeet aufgestellt und eine kleine Kniebank steht davor. Zum Blumenduft mischt sich nun auch der verführerische Geruch von frisch gebratenem Essen, der mit einer kleinen Rauchschwade aus der Kirche getragen wird.
Liam versucht die Tür zu öffnen, doch sie ist von innen durch einen Riegel versperrt. Goran erinnert seine Mitstreiter nochmal an die Geschichte, die sie sich zurecht gelegt haben [Aspekt “Familienausflug”], bevor Liam schließlich kräftig an die Tür klopft.
Nach einer ganzen Weile nähert sich jemand mit schlurfenden Schritten, der zwischen schwerem Schnaufen irgendetwas vor sich hin murmelt. Goran erkennt ein bosnisches Stoßgebet, während Liam ein unangenehmes Gefühl überkommt. Dann fragt der Mann hinter der Tür auf Englisch: “Wer da?”. Liam erklärt, dass sie Hilfe suchen und als sie ihre echten Namen nennen, entriegelt der Mann die Tür und stemmt sie mühsam auf. Er ist alt, fett und sieht etwas verlottert aus und hat eine Menge Messingschmuck im Gesicht. Hinter ihm liegt ein relativ leerer Raum der an der eingebrochenen Seite nur durch einen Zaun abgetrennt ist und weiter hinten führt eine Tür in einen weiteren Raum, aus dem der verführerische Essensduft dringt. Der Mann bittet die Reisenden herein und lädt sie zum Essen ein.
Als sie den vorderen Raum betreten, erscheint das Surren der vom Wind umspielten Glocke über ihnen wie ein feiner Gesang, der Max und Goran ein wohliges Sicherheitsgefühl vermittelt, während Liam sich irgendwie unwohl fühlt. Auf die Frage von Max, ob er sie erwartet hätte, antwortert der Alte lächelnd, dass er schon von ihrem Kommen gehört habe. Mit Max‘ Hilfe schließt er die widerspenstige Tür und führt sie in den zweiten Raum. Hier finden sich die erwarteten Kirchenbänke und ein Altar, doch der Raum wird offenbar schon seit langem als Wohnraum genutzt. Der Altar dient als Herd, eine Camping-Liege als Schlafplatz und mit ein paar umgedrehten Kirchenbänken wurde ein Essplatz hergerichtet, auf dem für vier Personen gedeckt ist und ein riesiger, weißer Keramiktopf voll Gulasch verheißungsvoll vor sich hindampft. Der Mann winkt seine Gäste mit den knappen Worten “Erst essen, dann reden.” an den Tisch. Liam empfindet die ganze Szenerie inzwischen bedrohlich, doch er zwingt sich zu einem höflichen Lächeln und setzt sich auch an den Tisch.
Trotz seiner Einfachheit entfaltet das Gulasch eine wahre Geschmacksexplosion im Mund. Für Max und Goran ein unerhoffter Genuss, doch Liam verspürt nach dem ersten Löffel ein furchtbares Brennen im Mund [Compel “Strigoi in Liam”]. Er brüllt auf, wobei seine Stimme einen unmenschlichen Klang annimmt, stürzt sich auf den überraschten Gastgeber und versucht ihn wie wild zu schlagen und in den Hals zu beißen. Goran reagiert blitzschnell [Invoke “Behält Liam im Auge”], hechtet über den Tisch und tackelt ihn zu Boden. Dabei greift er ihm in die Arme und hält ihn mit eisernem Griff fest [Aspekt “Festgehalten”].

Im Wutrausch gestikuliert Liam mit seiner Hand und der Kirchenboden unter Goran erweicht zu einem Treibsandpool. Geistesgegenwärtig rollt sich Goran zur Seite, ohne den Griff von Liam zu lockern. Nun kommt auch Max zu Hilfe. Er schreit Liam an und erinnert ihn an den Grund, warum sie hier sind. Liam protestiert zunächst, er sei hier, um den Priester zu töten, doch endlich wird er wieder Herr seiner Sinne und beruhigt sich langsam [Invoke “Sakrale Umgebung” + “Maul verbrannt” -> Aspekt “Erinnert”], während Max sich fluchend aus dem Treibsand zieht, in den er in dem ganzen Tumult reingetreten ist.
Der Priester erhebt sich mühsam, bekreuzigt sich und murmelt etwas vor sich hin, das nur Goran versteht. Dann reicht er Liam die Hand, weist ihn an, lieber nichts mehr zu essen, und hilft ihm hoch. Goran lässt vorsichtig von ihm ab. Schweigend setzen sich alle wieder an ihren Platz und genießen das fabelhafte Gulasch (außer Liam, der seinen Wein mit Brot aufsaugt).
Nach dem Essen fragt der Priester endlich nach dem Grund ihres Besuchs. Liam erklärt, dass er von einem Strigoi gebissen wurde. Nachdenklich erkundigt sich der Alte nach dem Ort, wo es geschehen ist. Als er von Max den Begriff “Monsterhöhle” aufschnappt, nennt er ihren bosnischen Namen: Pećina čudovišta und spricht ein Gebet. Dann plappert Liam los und erzählt seine Geschichte. Goran muss übersetzen, da der Alte nicht so gut Englisch versteht. Schweigend hört er sich die Geschichte an und stochert zwischendurch mit einem Hölzchen zwischen seinen Zähnen.
Schließlich erklärt er Liam die Möglichkeiten, die er hat, um sich von den Folgen des Strigoi-Bisses zu befreien:
- Sterben.
- Einene heiligen Platz suchen und dem Allmächtigen dienen.
- Mit dem Feuer austreiben – eine gefährliche Variante, die die Männer des Vatikan durchführen können.
- Er macht etwas sehr positives, das wird den Keim in ihm zerstören. Auf die Frage, was das sein könnte erklärt er, dass Liam selber spüren müsse, was den Dämon in ihm vertreibt.
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