Kapitel 3: Der Hosenknopf ist offen

Obwohl ich die ganze Nacht hindurch an einer uranbasierten Bestrahlungsmaschine gearbeitet habe kommt für die beiden Terroristen und einen Soldaten jede Hilfe zu spät. Der Zustand des geschätzten Mr. Thurgood hat sich wie bei den noch lebenden drei weiteren Besatzungsmitgliedern der Lucy stark verschlechtert. Zeit also, die grünen Pilzsporen von der Venus auszuprobieren. Ein offener Ring der Paste wird am Bein des Offiziers aufgetragen und nach der Untersuchung der restlichen Patienten ist bereits deutlich zu erkennen, dass die Sporen die Milben bekämpfen. Flugs erarbeite ich im Labor ein Verfahren, um das venusianische Wundermittel zu strecken – mit Erfolg. Aus den drei Anwendungen werden sechs, so dass nach Behandlung der vier Patienten zwei in Reserve verbleiben. Zwar werden alle Patienten von Kopf bis Fuß grün, auch deren Ausscheidungen, aber sie sind binnen weniger Stunden komplett geheilt.

Die Truppen des Empires im Einsatz für das Vaterland.

Lady Leybound kümmert sich in der Zwischenzeit per Heliograph um weitere Recherchen zur Crew und der Besatzung und versucht überdies auf der Erde noch mehr über den Verbleib der Abigails herauszufinden. Leider scheinen die echten Abigails schlichtweg vor Abflug der Lucy verschwunden zu sein, so dass wir keine Rückschlüsse über deren Mörder oder ähnliches ziehen können. Hingegen bestätigt sich die Integrität der gesamten Crew und auch bei den Reisenden können wir keiner Spur mehr folgen. Nachdem der Kapitän sich auffällig verhält, legt sich die Blaublütige mit ihm an und es kommt zu einer ernsthaften Streitigkeit, die das Verhältnis der beiden sicherlich nachhaltig belasten wird [Benny].

Meine Wenigkeit wird schließlich nach erfolgreicher Rettung der Soldaten aus der Krankenstation und dem daran angeschlossenen Labor verbannt. Parallel dazu kann zum Glück auch die Quarantäne aufgehoben werden und auf dem gesamten Schiff kehrt wieder Ruhe ein – zumindest auf der Oberfläche, denn nach wie vor ist eines sicher: jemand hat eine verschlüsselte Nachricht nach dem Anschlag durch die vermeintlichen Abigails abgesetzt; und das per Heliograph! Es mangelt uns aber an einer brauchbaren Spur oder Ahnung. Immerhin kann ich in den nächsten Tagen einiges über den Mars und seine technischen Errungenschaften herausbekommen. Das Leben und die Kultur auf dem fremden Planeten bündeln sich wohl um die zahlreichen Kanäle und deren Schnittpunkte. Die Marsianer selbst lassen sich in drei Arten unterteilen: Kanal, Hochland und Steppe, wobei die interessantesten die an den Lebensadern und Handelsknotenpunkten sein werden.

Am Nachmittag des fünften Reisetages erhalte ich über Mr. Thurgood eine verschlüsselte Botschaft des Kapitäns. Um die Chancen zur Entschlüsselung durch das gesellschaftswissenschafliche Wissen der Baronin zu erhöhen, weihe ich die Lady in das Unternehmen ein und binnen einer Stunde haben wir die Antwort vor uns: eine Einladung zum 5-Uhr-Tee. Wir finden uns beim Kapitän ein und verbringen ein etwas ungewöhnliches Treffen. Kurz darauf erhalte ich eine zweite Botschaft, die es zu entschlüsseln gilt – scheinbar eben jene, die kurz nach dem Anschlag per Heliograph versandt wurde. Lady Leybound verweigert die Hilfe, offensichtlich weil es amouröse Abenteuer zwischen ihr und dem Kapitän gibt, von denen niemand etwas wissen darf … ich bin verwirrt und versuche mein Glück im Alleingang. Allerdings will ich nicht dahinterkommen.

Mr. Wright freundet sich unterdessen mit dem unflätigen Mr. Summerset an – oder zumindest beschäftigt er sich mit dem Diplomaten. Die Baronin sucht ein weiteres mal – vermutlich heimlich – die Kapitänsquartiere auf und die beiden sprechen sich aus … oder streiten sich?

Die gefürchteten Fallschirmjäger des Empires.

Am nächsten Morgen bringe ich die Adlige doch dazu mir bei dem Decodierungsprojekt zur Seite zu stehen und tatsächlich gelingt uns die Entschlüsselung. Der französische Text “Der 5-Uhr-Tee fällt aus” liegt vor uns und damit der Verdacht, der Kapitän könnte in die Sache verstrickt sein. Zumindest hat die Lady stichhaltige Argumente für diese These. Bei einem weiteren gemeinsamen Gespräch testen wir den Führer unseres Schiffes, doch der scheint mehr als gerissen zu sein. Selbst auf die Finte der Diplomatin, “Ihr Hosenknopf ist offen”, fällt er nicht herein. So abgebrüht ist nur ein hochdekorierter Spion!

Bei Kaffee und Kuchen beschließen wir, das heißt Mr. Thurgood, Mr. Wright, Lady Leybound und meine Wenigkeit, den Erhalt einer verschlüsselten Botschaft per Heliograph vorzutäuschen, die partiell auf Französisch verfasst wurde. Es sollen beim Abenddinner öffentlich Helfende gesucht werden, während verkündet wird, dass der Brief in meinem Zimmer aufbewahrt wird. Für die Bewachung sorgen selbstverständlich Mr. Thurgood und Mr. Wright. Wenn die Baronin diesen Trick vorbringt kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen …

P.S.: Wie mir später zugetragen wurde, hat sich die Situation zwischen der Baronin und Mr. Summerset weiter zugespitzt. Während sich dieser zum wiederholten Male ihr gegenüber äußerst respektlos und unmanierlich verhält, weißt ihn die Lady auf eine ebenfalls wenig würdige Art zurecht indem sie ihm ihren Tee über den Kopf leert. Das wird sicherlich noch ein Nachspiel haben [gab das einen Benny?].

Peter Sailer
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Nihilistischer Weltverbesserer

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