
18:52, der erste Penis.
Ich kann Flip nicht sehen, der Zauber, den der Mann aus der Vergangenheit ihm auferlegt hat, wirkt noch. Doch ich höre zwischen dem höllischen Gewehrfeuer seine Kettensäge aufheulen und der Soldat mit der Gasmaske, der die Befehle geschrien hatte, weicht irgendwelchen unsichtbaren Angriffen aus. Plötzlich rollt er sich unter dem Sperrfeuer durch auf die andere Seite des Ganges und schießt einen leuchtenden Blitz ab. Kurz sehe ich Flips Konturen aufleuchten, doch er lacht nur unverletzt auf.
Hinter mir höre ich ein lautes Knirschen und Kreischen, mit einem kurzen Blick zurück kann ich erkennen, wie unser Metallmann den riesigen Blechhaufen, den Flip zerstört hat, als Deckung vor sich her in unsere Richtung schiebt. Das Riesengewehr schießt jetzt direkt dorthin, doch die Kugeln bleiben im Blech hängen. Und wieder fliegt eine Granate und explodiert bei Bob in der Nähe, doch unser Metallmann schiebt unbeirrt weiter.
Ich flattere an der dicken Metallplatte vorbei, aus der das riesige Gewehr ragt und entdecke dahinter fünf Soldaten, die nicht so schwer gerüstet und auch nicht so schrecklich entstellt aussehen, wie die anderen, denen wir vorher begegnet sind. Es muss wohl sein, ich sollte Kalfurs Wohlgesonnenheit nicht länger strapazieren und das schmerzhafte zurück-zum-Mensch hinter mich bringen. Wenigstens habe ich die Überraschung auf meiner Seite und lande genau zwischen den ahnungslosen Bleichgesichtern. Der Schmerz treibt mich an und ich schleudere den Vorväter-Hammer durch die wehrlosen Leiber. Nur einer entkommt Ouguns Wut, aber dafür lenkt der die Hände des zerfetzten Schützen und das riesige Gewehr rattert eine Salve in den eigenen Hauptmann [Benny].
In all den Gliedmaßen und Blut und Ausrüstung auf der Treppe verfängt sich mein Fuß und ich falle der Länge nach hin. Im Augenwinkel sehe ich den letzten Soldaten, der ziemlich armselig und ängstlich aussieht, aber dann ein Messer zückt und damit vergeblich versucht, meine Vorväterrüstung zu durchstechen.
Von oben höre ich Flips markerschütternden Kampfschrei und das Heulen der Kettensäge. Er stürzt sich auf den Hauptmann und schiebt ihm die Kettensäge unter dem Hals in den Körper und sägt hin und her, während er ihm mit den anderen Armen in den Unterleib prügelt. Schließlich hängt der Kopf nur noch an ein paar Fetzen, Flip tritt Körper gegen die Wand und wirft den Kopf in den Gang. “Vater, ihr Hauptmann ist tot, was sollen wir tun?”

Ich packe den Hänfling und schleife ihn mit mir zurück in Richtung der anderen. Flip steht schwer schnaufend und eigentlich immer noch unsichtbar da, ist aber deutlich zu erkennen, da er über und über mit Blut bedeckt ist. Der Metallmann kommt uns entgegen und sagt: “Ich werde diesen Mann beschützen”. Ehe ich mir Gedanken machen kann, was er damit meint, stürzt Flip an uns vorbei, reißt das schwere Gewehr aus der Halterung, nimmt es in seine vier Arme und stapft zu der Kreuzung hinter dem Treppenabsatz.
Mein Gefangener zappelt, aber ich kann ihn festhalten. Ich glaube, wir sollten erstmal versuchen, Ruhe reinzubringen und uns einen Überblick zu verschaffen und rufe das den anderen auch zu, doch im gleichen Moment hört man Flip rufen “Barrikade auf drei Uhr!” und das ohrenbetäubende Gewehrfeuer ertönt.
Ethan und Henry sind inzwischen nachgekommen und Henry fordert Flip über Funk auf, das Feuer einzustellen.
Der zappelnde Hänfling nervt, ich drücke ihm die Luft ab, bis er das Bewusstsein verliert und gebe ihn dem Metallmann, dass er auf ihn aufpassen kann. Unten im Gang ist Gegenfeuer zu hören. Ich rufe Flip auch nochmal zur Räson; endlich stellt er das Feuer ein und zieht sich zu uns zurück.
Ethan erzählt, dass er aus Süden Motorengeräusche, aus Südwesten Stimmen und aus Südosten Wimmern/Jammern gehört hat. Die Explosionen, die den Bunker erzittern lassen, kommen eher aus dem Norden. Wir entscheiden, uns erstmal zurückzuziehen. Flip treibt uns an und deckt uns. Im Vorbeigehen schnappe ich das Gewehr vom Hauptmann, damit es nicht in falsche Hände gerät.
Wir öffnen das Schott mit der Aufschrift “Lager”. In dem kargen Raum dahinter stehen ein paar Metallfässer. Ansonsten ist es eine Sackgasse. Ich schlage vor, dass wir weiter nach Norden schauen, weil dann die Spur vielleicht nicht direkt zu uns führt. Henry geht neugierig voran und wir kommen an die nächste Kreuzung. Weiter im Norden ist eine Verwerfung im Gang zu sehen und er ist geflutet. Der Gang nach Osten ist nach wenigen Metern eingefallen. Der Gang nach Westen öffnet sich nach einigen Metern. Es sind noch ein geöffneter Schlagbaum und diverse Schilder in fremder Sprache an den Wänden zu erkennen, bevor alles in der Dunkelheit verschwindet.
Wieder erschüttern heftige Donnerschläge das Gemäuer und Staub rieselt von Decke. Ich bilde mir ein, dass die Einschläge näherkommen. Vielleicht stürzt hier bald noch mehr ein. Der Metallmann weist darauf hin, dass die Einstürze hier schon länger her sind, vor allem im Norden, wo sogar schon eine Stützkonstruktionen eingerichtet wurde.
Wir gehen noch ein Stück in die Dunkelheit im Westen, weil wir dort eine Tür an der Südwand entdeckt haben. Gegenüber der Tür öffnet sich der Gang in eine Halle, in der viele hölzerne Kisten stehen, einige davon geöffnet. Neben der Tür aus Holz ist ein vergittertes Fenster, dass den Blick in eine Stube erlaubt, die altertümlich eingerichtet ist.
Auf Kisten und an den Wänden sind wieder fremde Schriftzeichen und das auffällige rot-weiß-schwarze Banner zu sehen, das wir jetzt schon öfter gesehen haben.
Die Tür ist verschlossen, doch Ethan kramt aus seiner unergründlichen Tasche einen schlüsselförmiges Metallwerkzeug hervor, mit dem es Henry gelingt, die Tür zu öffnen.

Im Raum steht eine Pritsche, ein Metallspind und ein Schreibtisch, auf dem ein dickes Buch liegt. Daneben steht ein Teller mit Essensresten und ein leeres Bier. Henry schaut sich das Buch an, das mit Zahlenkolonnen vollgeschrieben ist. Er sagt, das seien Daten mit Mengen- und Massenangaben, Ein- und Ausgänge. Die Einträge reichen vom Jahr 1941 bis zum letzten Eintrag im April 1945.
Im Spint finde ich noch einen Teller und weitere Ordner mit mehr Zahlenpapierkram. Henry sagt, das seien fein säuberlich nach Datum sortierte Lieferscheine. Außerdem liegt da noch ein Beutel mit einer alten Pistole.
Ich wecke den Gefangenen und versuche ihn anzusprechen. Leider versteht er kein Englisch und auch keine der Sprachen, die Ethan mit dem Vorväterapparat sprechen kann. Ich zeichne einen Raben auf ein Blatt Papier und halte es ihm hin, aber er kann damit nichts anfangen. Dann nennen wir ihm die Namen der Männer, die uns der Wächter genannt hat: Dr. Edgar Möckel und SS-Hauptsturmführer Gustav Duwe. Beim letzten Namen deutet er an, dass der tot ist. Wahrscheinlich war das der Befehlsgeber mit der Gasmaske.
So kommen wir nicht weiter. So wie es aussieht, müssen wir doch nach Süden. Wir überlegen, was wir mit dem Mann machen. Flip schlägt vor, ihn gleich zu exekutieren, doch der Metallmann protestiert und nimmt ihn wieder an sich. Planlos und arglos treten wir wieder aus der seltsamen Stube heraus.
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