Kapitel 45: Splitternde Bäume und gellendes Kreischen (A)

Der Schrei kommt aus den Tiefen des Waldes, hinter dem Haus, das etwa einen Steinwurf entfernt am Rande einer großen, ehemaligen Lichtung liegt. Alles sieht seit langer Zeit verlassen aus, der Platz ist zugewachsen mit dichtem Unterholz und umgefallene Bäume erschweren den Weg.

Wir lassen Bob zurück beim Aufzug, damit er uns den Rückzug sichert.

Dieser Ort ist verflucht. Das Säuseln des Windes, das Knirschen der Nadeln und Äste, die wir zertreten, es flüstert uns etwas zu. Immer deutlicher wird der Gesang des Waldes. Die Bäume sehen krank aus und es riecht nach Verwesung. Beim Laufen drückt sich schwarze eklige Pampe aus Erdreich.

Wir sind nur wenige Schritte vorangekommen, da knallt ein Speer an Flips Rüstung, der irgendwo aus dem Wald vor uns kam.

Der Vierarmige lässt seinen markerschütternden Kampfschrei ertönen und wirft den Speer zurück in den Wald. Der Speer kracht in einen riesigen Baum und die Wucht des Aufschlags spaltet ein Stück des alten Stammes. Rinde fällt herab und aus der Krone bricht ein dicker Ast heraus, auf dem jemand saß und nun dumpf samt abgebrochenen Ast auf den Boden aufschlägt.

Robin kann eine widerliche Gestalt erkennen, eine wandelnde Wasserleiche, die die Reste einer Kampfrüstung trägt. Während sie sich aufrichtet verliert sie ihren Helm und halbwegs einen Arm, den sie nur noch an den letzten Fetzen hinter sich her zieht.

Mit seinem Pulsgewehr brennt Flip ein Loch durch den Kopf der Gestalt, die noch ein paar Schritte weiterstolpert, bevor sie hinfällt und sich dabei die eigene Faust in den Körper rammt und bewegungslos liegen bleibt.

Doch sieben weitere, verschieden vergammelte menschliche Körper erheben sich wie auf ein Kommando aus dem Unterholz. Teilweise tragen sie Reste von militärischer Schutzkleidung. Einem fällt beim Aufstehen einfach der Kopf ab, aber das hindert ihn nicht, wie seine Kameraden gleichzeitig ein Gewehr hochzuheben, auf uns anzulegen und zu feuern. Die Laserfinger verpassen alle ihr Ziel, außer bei Flip, der direkt im Gesicht getroffen wird. Zum Glück schützt ihn seine Kampfrüstung der Vorväter.

Wieder ist ein Schrei zu hören, es klingt nach einer Frau, doch er Ton ist grauslich, wird immer schriller und lässt uns das Blut in den Adern gefrieren.

Ich rufe Dumballah an, uns von diesem Fluch zu befreien. Der Schlangenkörper, der mir aus den Händen schießt, beißt zischelnd und suchend um sich, doch er findet nichts und verschwindet wieder ohne dass sich etwas ändert.

Ein weiterer Schrei ertönt und mit einem Mal fängt ein Baum neben uns an, sich zu bewegen, reißt seine Wurzeln aus dem Boden und läuft auf uns zu! Wie Blut pulsiert die schwarze, stinkende Saft in ihm. Mit seinen Ästen und Wurzeln greift er nach dem Vierarmigen und umschlingt ihn so fest, dass er sich nicht bewegen kann.

Während Evelyn erfolglos mit ihrem Vorväterlaser auf eine der wandelnden Leichen schießt, brüllt Ethan über die Lautsprecher seines Anzuges irgendetwas, das vor Verzerrung nicht zu verstehen ist.

Flip gelingt es mit unglaublicher Kraft, sich freizureißen und gibt mir damit die Gelegenheit, den Vorväterhammer in den Baum zu treiben. Er bricht auseinander, und fällt um. Wie Blut spritzt der schwarze Saft aus dem Splittern und ergießt sich über das alte, aufquellende Holz.

Weitere Schüsse treffen uns, doch unsere Rüstungen bewahren uns vor Verletzungen. Flip merkt, dass der Schütze, der ihn zuvor getroffen hatte, nun die Waffe umgestellt hat, so dass es auch für seine Rüstung gefährlich wird.

Evelyn erwidert das Feuer und zerstört die Waffe eines Angreifers. Bei der nächsten Salve, die die Angreifer wieder genau gleichzeitig auf uns abfeuern, hält der Wiedergänger einen Moment inne, dann greift er in eine Tasche und wirft eine Handgranate. Zum Glück landet das Ding weit weg von uns und gibt nur ein kurzes zischendes Geräusch von sich gibt.

Auch Robin trifft einen der Gegner, der tatsächlich zusammenbricht. Ich rufe Ogoun zu Hilfe, und gebe Ethan Deckung, der uns Mut zuspricht.

Erneut erhebt sich die schrille Stimme der Frau und ein Schwall des schwarzen, stinkenden Saftes rast auf mich zu und steigt an meiner Rüstung hoch, verliert dann aber zum Glück seine Energie.

Der Vierarmige entleert mit einem Mal sein gesamtes Magazin. Drei der untoten Angreifer fallen um, einer davon komplett in der Mitte geteilt. Mit militärischer Routine und seinen vier Händen tauscht er den Clip aus und mäht zwei weitere Gegner nieder. Einem explodiert der Kopf und der Letzte taumelt angeschossen, bis Evelyn ihn mit einem gezielten Schuss niederstreckt.

Robin, der inzwischen das Gebäude erreicht hat, geht in Deckung und erkennt hinter einem alten, toten Baum und im Farn abgekniet eine dürre Frau, deren bleiche Haut über und über mit Zeichnungen übersät ist, die ihn an die Zeichnungen auf der Schatulle erinnern. Das halbe Gesicht ist von einer Maske verdeckt.

In dem Moment lässt Ethan wieder seine Stimme über die Lautsprecher erklingen und Robin sieht, dass sich die Frau zurückzieht.

Ich schnappe mir Ethan und haste mit den anderen zu Robin in die Deckung bei dem seltsamen Haus. In der Ruhe, die sich einstellt, ist das unheimliche Murmeln des Waldes wieder deutlich zu hören und aus dem Gebäude dringt ein seltsames Ächzen.

Viel Zeit ist nicht vergangen: 15:01
Aufstieg

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